Bei Bismarcks Tod So kam der Tag, der lang gefürchtete! An ihres größten Sohnes Sarge steht Germania trauernd, um die Kaiserkrone, Die goldene, den schwarzen Schleier schlagend. Was alles dankt sie ihm! – Vor vierzig Jahren Saß sie im Walde, fröstelnd und allein: Es hatten böse Schächer längst vom Haupt Gerissen ihr des alten Reiches Krone, Zerfetzt den Mantel und sie drein geteilt: Es ehrte, scheute, fürchtete sich keiner, Sie war der Nachbarn Hohn und Spott geworden! Da kam der Held von echtem Siegfriedmute Durchhieb mit scharfem Schwert das Dorngenist, Das sie umschloß, die Schlummernde erweckend, Und eine neue Kaiserkrone setzte, Geschmiedet in der Siegesschlachtenglut, Der Staunenden er auf das blonde Haupt! – – Und welche Kämpfe, welchen Lohn des Hasses Hat ihm dafür sein Volk bereitet! – Wie Armin, den ersten Einiger, so hat Auch ihn bedroht der Mord. – Doch sich'rer, schärfer Als jene Mörder traf sein Herz des Undanks Giftschwarzer Dolch! – – – Doch dieses Herz, – kein Gift konnt' es vergiften; Verachten durfte er die Menschen tief: Er tat es nicht. Und wie sein alter Herr, von Mordblut wund, Erbarmend nur der Darbenden gedachte, So hat auch das Abscheulichste niemals Dem deutschen Volk und seinem Dienst entfremdet Dies treue Herz. – Verwaist ist jetzt erst völlig unser Volk! Denn wo wär' wohl der maßlos eitle Tor, Der Bismarck zu ersetzen sich vermäße? Wir aber, die wir niemals ihn verleugnet, Als ihm des Herrschers Gnadensonne losch, Wir haben wahrlich höh'res Recht an ihm Als jene bösen Zwerge, seine Neider, Die vor Europa, warnend, ihn verklagten! Doch dieses höh're Recht schafft höh're Pflicht: So laßt uns denn an seinem Sarg geloben, An seinem Bau, dem schwer bedrohten Haus, Mit Schild und Schwert getreulich Wacht zu halten; Das Bismarck-Erbe, – treu wollen wir es hüten: Sein Erbe wie sein glorreich Denkmal ist's Zugleich: das Deutsche Reich! Hör's, Otto, tief im Grab: Wir stehn zu dir nach deinem Tode noch, Zu dir und zu dem Reich, treu wie du selbst Zu deinem Volke standst bis in den Tod.