König Manfreds Grab Den toten Manfred plünderten Burgunden, Zerfleischend ihn mit zwanzig Lanzenwunden, Gern gab dem Ketzer jeder einen Stich: Und Karl von Anjou trat, der bleifarbbleiche, Mit ehrnem Fuß fest auf die Brust der Leiche Und sprach: »Aas bist du – Herr bin ich.« Auf ödem Heidemoor verscharrten Knechte Abseit vom Weg ihn unter Dorngeflechte. – Ein Krüppel, dem er wohlgetan einmal, Wollt' ihm ein Holzkreuz auf die Grube setzen: Jedoch mit Hunden ließ hinweg ihn hetzen Johann, Cosenzas Kardinal. Ein Dornbusch nur war Merkmal jener Stätte. – Doch nach sechs Jahren träumt' im Purpurbette Dem Anjou, – um sich schlug er mit der Hand! – Den toten Manfred hör' er drohend sprechen: »Dein Reich wird spurlos in Italien brechen: Ich ruhe bald in freiem Land.« Empor fuhr der Tyrann: »Dies Omen wend' ich! Des Ketzers ausgegrab'ne Knochen send' ich Nach Frankreich, dort zu senken sie ins Meer!« – Und auf das Schlachtfeld sandt' er seine Boten, Viel hundert Häscher nach dem Einen Toten: – Sie kamen heim, die Hände leer. »Herr« – sprachen sie – »mag uns dein Zorn verschlingen – Wir können diesen König nicht dir bringen: Ein Dornbusch – wie du weißt – stand an dem Ort: Der muß gewesen sein von wilden Rosen: Denn unabsehbar jetzt im Lenzwind kosen Viel tausend, tausend Rosen dort. ›Den Wald der Rosen‹ nennt den Ort die Menge; Unscheidbar wogt das duft'ge Strauchgedränge: Unmöglich ward, daß man das Grab erkennt!« – – Lang' ist des Anjous blutig Reich zerfallen: Um Manfred singt ein Heer von Nachtigallen Im Rosenwald von Benevent.