Zum Gedächtnis Kaiser Wilhelms I O Kaiser Wilhelm, wir gedenken dein! Und Liebe füllt und Wehmut, Stolz und Trauer Zugleich das Herz uns. – Eine ganze Welt Steigt vor uns auf, die mit dir sank ins Grab. Wir sehn dich unverstanden, viel geschmäht, Das ehrne Rüstzeug schmieden deinem Preußen; Wir sehn das Schwert dich dreimal ziehn – stets zögernd – Und stets zum Sieg. – Wir sehn den Herzenstraum – Den Traum vom Reich! – glorreich erfüllt durch dich! Seitdem fast wie ein Königsbild der Vorzeit, Standst, Barbablanca, du in dieser Welt: Die Sage schlang schon um den Lebenden Leis' flüsternd hin ihr efeu-grün Gerank; Als seinen Vater liebte dich dein Volk Und unter deinem starken Schilde barg Europas Friede das bedrohte Haupt. – – Und dies geweihte Haupt, das heil'ger noch Als Kronengold des Alters Silber schützte, Die Mordfaust hat's bedroht, es floß dein Blut. Und was war deine Rache? – Wärmer noch, Als je, werktät'ger liebtest du dein Volk Und zogst die Armen, Notbeladenen Erbarmend an dein großes Königsherz! So woll'n auch wir tun, wenn das Scheußliche, Das wir erleben, uns ergrimmen will, Wenn viele, viele Tausende im Volk – Kaum zwei Jahrzehnte nur nach solchen Taten! – Zertrümmern woll'n dies Reich, sich selber schänden Und die Germania auf dem Niederwald Zuliebe den Franzosen nieder reißen! Wenn Ekel uns und Abscheu fassen will Vor solchem Undank, solcher Niedertracht, Dann woll'n wir dein, o Kaiser Wilhelm, denken! Als zweimal dich die Mörderhand bedroht, Hast du dich nicht mit Abscheu abgewandt, Hast dich von deinem Thron herabgeneigt Und schirmend deine Hände ausgestreckt. Wem unter uns ward weh getan wie dir? Nein, dein Gedächtnis ehren wir am treusten, Wenn wir – gleich dir! – im Ringen nicht ermüden Für dies betörte Volk.