Saint Privat Heiß war der Augusttag: heißer doch Entbrannte das Ringen der Mordschlacht noch, Der grimmigen Schlacht, die dort geschah Auf den kahlen Hügeln von Saint Privat Und den Steilweg hinan von Sainte Marie. Untreffbar, unsichtbar liegen sie, Die Franzosen, von steinernen Mauern gedeckt, In drei Reihen von Schützengräben versteckt. Und der ragende Kirchhof mit steinernen Zinnen, – Wer will im Sturm diese Burg gewinnen, Im Lauf über schutzlos offnes Gelände Gegen geschartete Steinbauwände? – Und es schlägt halb sechs in Sainte Marie: Da! Die preußischen Trommeln, wie rasseln sie! Wie über das schweigend harrende Feld So mahnend der schrille Hornruf gellt: »Hinein in das blutige Abendrot!« »Hinein in den ehernen Schlachtentod!« Die furchtbar ernsten Töne, sie laden Zu stürmen, zu sterben drei Gardebrigaden! Das war ein Ringen todtrotzender Helden, Wie von den Burgunden die Sagen melden. Hinauf! Hinan! Die Führer zu Roß, Sie erreicht am leichtsten des Feindes Geschoß, Des ungeseh'nen, im Pulverdampf: Das ist nicht mit Menschen ein Waffenkampf: – Kaum, selten, hinter den Scharten der Mauern, Siehst du ein rotes Käppi lauern: – Nein, feuerspeinde Berge schmettern Ihre Lava in flammenden Wettern. Da kracht die Granate, es pfeifen und zischen Die Chassepotkugeln und dazwischen Der Mitrailleusen knarrender Ton! – Schwarz deckt sich mit Toten die Halde schon! Die Pappeln am Wege, wie sind sie zerfetzt! Da fällt die Fahne der Dreier! – Doch jetzt Auf rafft sie der Hauptmann mit eigner Hand! – Er stürzt! – Da faßt sie der Leutnant Und trägt sie vorwärts: »Nur drauf und dran! Wart', wenn wir sie haben Mann an Mann!« Doch weh! Was ist das? Welch' Zeichen erschallt? Um Gottes willen! Ja: das ist »Halt!« Wie? Halten? Hier halten? Auf offnem Feld? Drauf das Blei wie Hagel herniederfällt? Es stirbt sich freudig im Vorwärtsjagen, Reißt das Blut dich fort zu rasendem Wagen: Doch am Boden kauern und warten still, Ob der Tod denn noch immer nicht kommen will, – Das ist zu viel! – – – Sieh, aus Saint Privat, Was glitzert und blinkt uns entgegen da? Französische Reiter! Ei, hochwillkommen! Das ist doch ein Ziel! – Nun aufs Korn genommen Die Gäule! – Hei, kehren sie um in Eil', Die bunten Chasseurs von du Barail! – Aber was hilft's? Die Schlacht, sie steht! Und wehrlos werden wir niedergemäht! Verderben blitzet der Kirchhofturm! – Und wir liegen stille mitten im Sturm! Die Sachsen! Die Sachsen! Wo bleiben sie nur? Ihr Kronprinz hat uns sein Wort gegeben: Das löst er ein oder läßt sein Leben! Sie müssen ihn halten, den Treueschwur! Doch in Sainte Marie schlägt's halb sieben Uhr, Und kommen sie nicht oder kommen zu spät, – Der Stern Alldeutschlands hier untergeht! Dies Warten, es ist nicht länger zu tragen! Laßt auf uns springen und vorwärts jagen In den sichern Tod und das Verderben, Aber nicht hier liegen und wehrlos sterben! O Sachsen! O Sachsen! Wo bleibt ihr nur? Da! – Da kracht es herüber von Roncourt! Da stärker! Und näher! Und schon ganz nah! Gott! Dank dir im Himmel! Die Sachsen sind da! »Ja, die Sachsen sind da!« ruft der Adjutant, Der, die Zügel verhängt, Kommt herangesprengt. »Ihr Kronprinz hat mich zu euch gesandt: Sie trieben den Marschall Canrobert Aus dem brennenden Roncourt vor sich her. Sie hielten ihr Wort mit deutscher Treue! Nun, ihr preußischen Garden, zum Sturm aufs neue! Springt auf vom Boden! Die Rache ist nah' Für all' das Schlachten, das euch geschah. Zum Sturme! Zum Siege! Mit lautem Hurra Zum Sturm – mit den Sachsen! – auf Saint Privat!« Und als sie sich trafen nach grimmem Morden Die Preußen von Westen, die Sachsen von Norden Im eroberten Kirchhof von Saint Privat, – Da sind in Feuer und Blut die Sachsen Und Preußen zu Brüdern zusammengewachsen!