Traur- und Ehrengedächtniß Jetzt streichet, dünckt mich, eben Vorbey ein halbes Jahr, Da ich mit meinem Leben Zu Widderawen war. Was Freud' ich da empfunden, Wie dessen Orthes Lust Mich aller Müh entbunden Das ist mir gnug bewust. Hie waren Püsch' und Awen, Und hie ein BaumGezelt, Da Berg' und Thal zu schawen, Da wieder freyes Feld. Es schwommen in dem Teiche Dort Gäns' und Enten hie, Vnd hinter dem Gesträuche Gieng klein und grosses Vieh. Lass' ich den Garten bleiben Mit seiner Pracht und Zier? Ich kan ihn nicht beschreiben, Die Kräffte fehlen mir. Er führt von allen Seiten Die Gnüge die man weiß, Natura scheint zu streiten Hie mit Verstand und Fleiß. Wie frey sind seine Gänge, Kein Zweiglein rührt dich an, Wie weit ist ihre Länge? Die man nicht absehn kan. Von den bekolbten Wänden Ward Zweiffel eingebracht Ob dieß von Menschen-Händen Auch könte seyn gemacht. Als ich kam zu den Blumen Durch ein gantz-grünes Thor, Kam mir die Lust Idumen Im Hertzen heimlich vor. Die Bäume sah' ich ragen Und sprach: was schöne Frucht Mögt ihr dem Herren tragen Zum Danck für seine Zucht! Herr Eppinger, es rühre Kein Leid dein edles Hauß, Was du bedenckst, das führe Dein Wunsch auch stattlich aus. Für diese Gnüg und Frewde, Sie macht mich überreich Vnd ist woran ich weide Gesicht und Hertz zugleich. Wolan ich wil ihr lohnen Dieß was sie mir erzeigt, Doch nicht mit tausent Cronen, Nein, was sich hie eräugt Wird mit der Zeit verschwinden, (Denn was muß nicht vergehn?) Doch wird man es noch finden In diesem Liede stehn. Was habt denn ihr empfunden Daselbst für Lust und Ruh, Herr Berents? tieffe Wunden Vnd tausend Leid dazu. Ihr wart dahin entwichen Hie zu entgehn der Noht Die mercklich kam geschlichen Vnd schlug uns häuffig tod. An stat der süssen Freuden Stellt' euch sich häuffig ein Bekümmerniß und Leiden Vnd hieß euch willkomm seyn. Stracks in den ersten Tagen Misst ewre liebste Krafft, Sie muß das Fieber klagen Vnd wird euch Lagerhafft. Wenn zu geparten Hertzen Die ware Liebe tritt, Hat schon das eine Schmertzen Das andre fühlt sie mit, Alsdann ist nichts auff Erden Was diesem lieb seyn kan, Das schönste so kan werden Es hat dar-grewel-an. Wie liefft ihr auff und nieder Nach Rettung und nach Raht, Wie fuhrt ihr hin und wieder! Was schickt' euch nicht die Stadt! Wornach sie trug Verlangen Must alsobald ergehn, Was euch darauff gegangen Mögt ihr nicht eins gestehn. Der Lust hie abzuwarten Daran ward nicht gedacht, Ihr wohntet in dem Garten Vnd schlugt ihn aus der acht. Was Gnüge kan erwecken Sein unerschöpfftes Gut Daß war euch Dorn und Hecken Sein kühler Schatten Glut. Vnd daß er euch zu Zeiten Vieleicht gesehen hat War daß ihr fern von Leuten Da flehtet Gott umb Raht. Da er dann ewre Plage Ohn Kummer nicht erkant Vnd von der bittern Klage Die Ohren abgewandt. Sie selbst sah' ihre Schmertzen, Wie schwach sie war, nicht an, Dieß was ihr gieng zu Hertzen War bloß ihr trewer Mann. Der Himmel war für allen Was ihr im Hertzen schwebt', Hett aber zu gefallen Euch gern noch was gelebt. Vmbsonst, die Kräffte sincken, Nichts hilfft der Aertzte Fleiß, Gott scheinet ihr zu wincken, Sie hört auch sein Geheiß, Vnd hat das Mahl empfangen Die wahre Seelen-Stärck'. Jedoch trug sie Verlangen Hieher nach Königsberg. Sie baht es nicht zu schweigen Was jhr bey Ihr gethan. Vnd deß nahm sie zu Zeugen Dort nicht nur einen an. Hat jhre lieben Kinder Vnd was nach Pflege schawt Ihr Hauß und euch nicht minder Gott' hertzlich anvertrawt. Vnd einer selign Stunden Gewartet mit Begier, Die sich auch bald gefunden In jhrem Hauß alhier, Vnd jhren Geist versetzet In Christus ewigs Reich, Wo sie sich nun ergetzet Den Engeln Gottes gleich. Flieht jhr euch mehr zu kräncken, Die Selig' heisst euch nicht Gar in den Tod euch sencken, Man rühmt gnug eure Pflicht, Sich gar zu sehr betrüben Führt offt auch Heuchel-Schein, Lasst, wollt jhr noch was üben, Ihr Lob euch heilig seyn.