[Bey dieser Sterbens-Sucht] Bey dieser Sterbens-Sucht Giebt alles schier die Flucht, Wir meinen gar mit Hauffen Dem Tode zu entlauffen. Wohin sol ich doch eilen Für seinen leichten Pfeilen? Er ist des Höchsten Ruht Auff unsern Ubermuht, Die sol uns alle straffen, Die Hirten mit den Schaffen, Sie hat uns leicht gedräuet, Wer hat sich groß gescheuet? Nun sie mit allem Recht, Trifft uns, die bösen Knecht, Ich wolte Knechtisch fliehen, Mich meiner Straff entziehen? Es möchten Gottes Plagen Mich sonst viel härter schlagen. Ein Kind, das seine Schuld Läßt straffen mit Gedult Und kömmt der Ruht entgegen, Kan Eltern noch bewegen, Das sich der Zucht entrissen, Wird doppelt mehr geschmissen. Und wo verberg ich mich? Läßt Gottes Eiffer sich In aller Welt nicht finden? Er kömmt zuvor den Winden Und kan viel schneller wancken, Als Menschen mit Gedancken. Führ ich gleich Himmel-ein, Gott wird zugegen seyn, Könnt ich, mich zu erretten, Auch in die Hölle betten, Das letzte Meer erreichen, Ihm werd ich nicht entweichen. Ich weiß in dieser Noht Ein Mittel für den Todt: Daß wir uns Gott ergeben, Wir sterben oder leben, Durch wahre Buß ihn stillen Und leyden seinen Willen. Und hieran halt ich mich, Erbarm, Gott, meiner dich, Komm meinen Missethaten Mit deiner Gunst zu statten, Ich bin nicht werth der Erden Und dein genennt zu werden. Mach mein Verbrechen gut Durch Jesu Christi Blut, Der unsrer Sünden wegen Im Grab ist todt gelegen, Und uns von ihren Banden Befreyt, da er erstanden. Und weil ich dieser Zeit Weiß nirgends Sicherheit, Wollst du sie mir verstatten, Herr unter deinem Schatten, Sey meine Burg und Stärcke, Wann ich ein Unheil mercke. Dein Fittich breite sich, O Vater, über mich, Laß mich das Gifft der Seuchen An keinem Ort erschleichen, Auch wider Todt und Grauen Gewünschte Hülffe schauen. Nimmt doch wol in Gefahr Ein Mensch des andern wahr, Kan er ohn seinen Schaden Ihn nur der Noht entladen, Und dieser, der beschweret, Guthertzig fein begehret. Wie soltest du dann nicht, O meine Zuversicht, Geneigt seyn mich zu schützen, Wann mir es nur sol nützen, Und nicht mein Todt für allen Mir heilsam möchte fallen. Diß trau ich, Herr, dir zu, Drumb sey jetzt meine Ruh, Laß andrer Leute Schrecken Nicht Furcht bey mir erwecken, Dann was hat der zu sorgen, Den du bey dir verborgen? Würd ich dann heimgesucht Mit dieser deiner Zucht, Gib mitten in den Schmertzen Gedult und Krafft dem Hertzen, Wann alles tritt von weiten, So steh du mir zur Seiten. Sprich in der letzten Pein Trost meiner Seelen ein, Schrey mir ihn in die Ohren, Wann ich die Sprach verlohren, Und laß auff Christi Leyden Mich sanfft von hinnen scheiden. Wer weiß was harter Stand Trifft dieses arme Land, Ob nicht die Krieges-Flammen Verzehren uns zusammen, Der Vorbott ist von fernen Erschienen auß den Sternen. Wie selig werd ich seyn, Hült mich das Grab dann ein, Und ich für allem Jammer Fein schlaff in meiner Kammer Und höre kein Getümmel, Fiel auch gleich ein der Himmel. Thu, was dein weiser Raht, O Gott beschlossen hat Mit mir in meinen Sachen, Nur laß mich fleißig wachen, Und allzeit seyn befunden In einer selign Stunden!