An die HochEdle Dahme Jungfr. Anna Euphrosyne gebohrne von Pohlentz alß ich sie singen hörete, zu Glautihnen geschrieben 1646. 29. May. Maß Stimme hör ich klingen, O Süssigkeit! Wer kan So schön vnd lieblich singen, Alß Orpheus nie gethan? Lebt vnsre Sappho wieder? Thalia? oder sind Es etwa solche Lieder, Die deine Kunst beginnt? Verkriecht euch, meine Seiten, Dein Werck, o Nachtigall, Erreicht noch nicht bey weiten Den angenehmen Schall. Kan ich recht Vrtheil fällen, So dringet vngefehr Auß himlischen Capellen Dieß schöne Stimchen her. Bist du es, Euphrosyne? Dein Mund, du edle Zier, Ist eine zarte Biene Vnd ziehet vnß nach dir, Weiß vnsern Sinn zu zähmen, Wen deine Süssigkeit Nicht kan gefangen nehmen, Der ist ein treuges Scheidt. Heb, schönste, an zu döhnen Wo vmb des Meeres Strand, Es werden die Sirehnen Verstürtzt in dich entbrandt, Der Winde Sturm vnd sausen Geht dir Gehorsam ein, Neptun wirdt nicht mehr brausen Vnd dein gefangner seyn. Waß soll ich davon sagen, Daß du mein Schäfferlied Auß freyem Wolbehagen Zu singen bist bemüht? Glückselig ist die Stunde Da ich dieß Lied gestellt, Daß sich bei dir im Munde Vnd im Gedächtnüs hält. Nichts wil ich mehr erwehlen, Nun mein Gedicht zuletzt Auch deiner edlen Kehlen Nicht vnwerth wirdt geschätzt, Sing, Preiß der edlen Jugend, Nichts süssers hör ich ie, Doch machet deine Tugend Noch schöner Harmony.