Auff den höchst-erfrewlichen Geburts-Tag Sr. Churfürstlichen Durchl. unsers gnädigsten Herrn den 16. Horn. 1653. Fürsten von gerechtem Muth Sind ein allgemeines Gut. Was von ihnen sey zu halten, Wird am meisten dar erkant, Wo man über Leut und Land Einen Wüttrich siehet walten, Dem die Herrschafft nur behagt, Der nach keiner Satzung fragt, Der nur wil gefürchtet werden, Und auff seinen Nutz nur schawt, Ja, der beydes Woll' und Haut Abzeucht seiner matten Herden. Wer hält seine Freyheit wehrt? Wer sein Leben? und begehrt Einen Phalaris zum Herren? O, was Elend muß es seyn, Wenn man wegen Furcht und Pein Sich für sich muß selbst versperren! Wüst' ich unter dir, Tiber, Auch Seianen Glück und Ehr Und ein Königreich zu haben Und daneben die Gefahr, So zu deinen Zeiten war, Wozu solten mir die Gaben? Kan auch jener frölich seyn Bey den Seiten, bey dem Wein, Bey den Königlichen Speisen, Wenn er fort und fort gedenckt, Daß man über ihn gehenckt An ein Har ein blanckes Eisen? Nein, mir gnüget Saltz und Brod, Hie wo ich der gleichen Noht Mehr als wol kan müßig gehen, Grosser ChurFürst, unter dir, Welcher gern in Blüt und Zier Siehet seine Völcker stehen. Darumb ist es wunder, Held, Daß man nicht auß aller Welt Vom verborgnen Nilus-Strande, Der die sieben Außfäll' hat, Von dem Ganges und Euphrat Sich begiebt in deine Lande. Und des schönen Tages Pracht, Welcher dich zur Welt gebracht, Sollt' uns unbegangen bleiben? Nein, der Himmel feyret ihn, Der mit Frost sich wil beziehn Und des Nebels Gifft vertreiben. Sey gegrüsst, O Tagelicht, Das uns newe Gunst verspricht. Des Gewölckes Wust geht über. Brachte der Tag Gnüg und Lust, Welcher Rom gebahr August, Du bist uns in Warheit lieber. Wein und Seiten-Spiel heran! Sorg' und was betrüben kan, Trollt euch auff die wüste Wellen! Redner und Poeten auff, Lasst der Musen Schar zu hauff Sich anjetzt zu euch gesellen! Was? Gebeht und Seufftzer her! Frewden-Thränen, macht ein Meer, Gott den Höchsten zu gewinnen, Alle Kirchen dancken Ihm Durch der Andacht Ungestüm Und in Lieb' erhitzte Sinnen. Der wird Ihn, sein wehrtes Theil, Unsrer aller Trost und Heil, Uns noch lange Zeit erhalten, Und in seiner Neffen Schaar (Gott mach diese Weissag war!) Gleich dem Nestor lassen alten. Dieser so gewünschte Tag, Als die Sonn' ihn tragen mag, Wird uns manche Frewde geben. Wo wir ihn nicht weiter sehn, (Gott laß dieses nicht geschehn!) Wer wollt' einen Tag mehr leben!