Johann Christoff Rehefeld und Anna Cörber 18. Neujahrsmonat 1655. Ich hätte zwar der Tangen Rand Noch gern einmahl gegrüsset, Gern dich, mein liebes Vaterland, Zu guter letzt geküsset, Eh mich der Tod hätt auffgeleckt, Der mich verfolgt ohn Ende, Vnd stets nach mir hält außgestreckt Die abgefleischten Hände. Ich hätt' auff den Fall nicht allein Mich auffgemacht, die Schöne, Mein liebstes Hertz würd umb mich seyn, Sampt einem meiner Söhne. Wornach die meinen mich gefragt, Was längst die Zeit verlohren, Da- hätt ich -von Bescheid gesagt: Dieß Hauß hat mich gebohren, Seht, diesen Weg bin offtmals ich Das Schloß hinauffgegangen, Woselbst mein frommer Vater mich Mit aller Lieb empfangen, Mich auff dem Wall umbher geführt, Dort (sprach er) schaw doch, lieber, Ward vormals keine See gespürt, Der Sandberg gieng darüber, Jetzt kanst du sie und Segel sehn In jhren Wällen fahren, Dieß ist bey meiner Zeit geschehn Nur inner dreysig Jahren; Vnd so ist aller Ding ein Ziel. Hier (hätt' ich mehr gesprochen) Ward jährlich umb das Faßnacht-Spiel Geritten und gestochen. Viel Gärten sind zu jener Zeit Hie, düncket mich, gewesen, Mars hat dieß alles für den Streit Ihm nun zum Wall erlesen. Wie dort auch, wo die Pfarr-Gebäw Vnd Schule damals stunden, Jetzt, seht jhr, wird nur Wüsteney Vnd Erde da gefunden. Die Meinen wohnten letzlich dort, Wie hat es sich verkehret! Das Feuer, seh' ich, hat den Ort Biß auff den Grund verheret. Was Kurtzweil brachte der Ort mir Vnd meines gleichen Knaben! Die mich gebohren hat liegt hier, Mein Vater dort begraben. Dieß und dergleichen würde seyn Daselbst mein Zeit-Vertreiben, Ach mein Verhängniß saget: nein! Ich muß es lassen bleiben. Was ladet jhr doch, Herr Pretor, Mich ein zu ewrer Freude? Die Kräfft' hiezu hatt' ich zuvor, Die ich nun ewig meide. Habt Danck, empfindet Gnüg und Ruh An dieser schönen Liebe, Kein Leid komm' jhren Freuden zu, Vnd mach' jhr Wetter trübe. Erfahrt umb jede Jahres-Zeit, Daß sie sich fleissig bawe, Vnd nebenst guter Fruchtbarkeit Auch grosse Güter schawe. Ich stelle nunmehr Lust und Welt Fern ausser meinem Hertzen, So bald es meinem Gott gefält, Daß ich Ihm folg ohn Schmertzen. Ich bin auff andre Lust bedacht, Die Gott wird dort mir geben. Du wehrte Mümmel, gute Nacht, Du müssest glückhafft leben. Kein Vnmuht, kein Verlust, kein Leid Geb' Vrsach dir zu trawren, Empfinde Fried und gute Zeit Stets inner deinen Mawren. Gehabt euch wol, jhr Berg und Thal, Stein, Brunnen, Pusch und Awen, Wo ich geschertzt so manches mal, Ich werd' euch nicht mehr schawen. Wie auch jhr Freund, Herr Rodemann, Herr Friedrichsen imgleichen, Lebt wol, kein Vnglück komm euch an, Kein Leid müss' euch bestreichen! Kömpt euch zu Ohren ohngefehr, Ich sey nun hingenommen, So lasst aus ewren Hertzen her Nur einen Seufftzer kommen. Was wichtigers begehr' ich nicht, Mein Wehrt ist zu geringe, Es wäre, daß ich die Geticht' Erst her in Preussen bringe, Ich erst den deutschen Helicon Nach Königsberg versetzet, Ob dessen Danck ist oder Lohn, Mir wird es gleich geschätzet. Gnug, wo mein Reim das Glück nur hat Vnd wird nach mir gelesen, Daß dennoch meine Vater-Stad Die Mümmel ist gewesen.