Als Ihr Gestr. Hans Diettrich von Schlieben diese Welt gesegnet den 29. Jan. 1645. Sey, meine Seel', in dich gestellt, Beruff zusammen die Gedancken, Thue einig dieß, nimb vor die Welt, Durchsuch jhr Wesen, Thun vnd Wancken, Schaw ob sie auch was anders sey Als Eitelheit vnd Triegerey. Vergnüget Ehre meinen Sinn? Je grösser' Ehr', je grössre Plagen. Groß Gut? wie reich ich jmmer bin, So wil ich doch noch mehr erjagen. Der Wollust Thun? von jhrer Macht Wird Leib vnd Seele durchgebracht. Gesund vnd frisch von Leibe seyn? Was hilfft es mir, wann ich muß alten? In Summa: Arbeit, Müh vnd Pein Sieht man in allen Dingen walten. Vnd wäre ja was ausser Noht, So frisst vns sämptlich doch der Tod. Wie groß wir sind, wie schön, wie zart, So eilt er mit vns nach der Erden; Was wir durch allen Fleiß erspahrt, Muß andern hinderlassen werden. Hie hilfft kein Diamanten Thor, Kein Schloss, kein Felß, kein Hochmuth vor. Zeuch, Jüngling, du nach Weißheit aus, Vnd härt durch Arbeit deine Jugend, Komm wieder heim, erfüll dein Hauß Mit Ruhm vnd adelicher Tugend, Vnd du, wend alle deine Macht Auff Waffen vnd auff kühne Schlacht. Nimb du den Handel vor die Hand, Zeuch über Meer, reis' allenthalben: Vnd du ergreiff den Liebes Stand, Schmück deinen Leib mit Seid' vnd Salben, Vnd wisst daneben aller seit: Dieß alles währet kurtze Zeit. Wenn jhr dahin gestrecket liegt, Erblasst vnd häßlich anzuschawen, Daß die Verwesung euch besiegt Vnd jederman muß vor euch grawen, Mein sagt, was Nutzes euch doch giebt Die Eitelheit, so jhr verübt. Vorauß, wann wir nun alle dort Von vnserm gantzen Thun vnd Leben, Ja auch von jedem schlimmen Wort Gott schwere Rechnung sollen geben. O Hertzeleid! was gehen an, Die nichts als schnödes Ding getahn? Kehrt vmb, es ist sehr hohe Zeit! Führt augenblicklich euch zu Sinnen, Wie flüchtig jhr sampt allem seyd, Sucht Gott durch Busse zu gewinnen, Vnd liebt den Nechsten wie man sol, So ist euch jetzt vnd ewig wol!