In kalter Winters-Zeit Gerechter Gott, wo wil es hin Mit diesen kalten Zeiten? Was Straffe hastu doch im Sinn Mit uns verkehrten Leuten? Was wird der stete Reiff und Schnee, Der Schlossen Fall zu Land und See Uns Armen noch bedeuten? Die Sonn ist hoch, der liebe Tag Beynahe funffzehn Stunden, Noch liegt das Erdreich wie es lag, Durch strengen Frost gebunden. Dem Landmann sincket Muht und Hand, Dieweil das Eisen-harte Land, Noch keinen Pflug empfunden. Der Himmel steht nicht wie er stund Mit Land und See vertragen, Natura scheint den alten Bund Erzürnt uns auffzusagen, Dieweil ihr Wechsel nun gebricht Mit Kält und warme Sonnen-Licht, Mit Nächten und mit Tagen. Die Frühlings-Bohten kamen schon Mit Singen angezogen, Die sind zugleich mit ihrem Ton Für rauher Lufft verflogen, Man bringt kein Grähtchen fast zu Kauff, Die Fisch und alles wird zu hauff Von uns zu ziehn bewogen. Das Wild geht Krafftloß und verwirrt Nach Nahrung in den Heyden, Das Vieh ist traurig wie der Hirt Und kann sich nirgends weyden, Es blöckt und brüllt in grosser Schaar, Man mus das Stroh von Dächern gar Für sie zu Futter schneiden. Der theure Holtz-kauff zehrt uns schier Das Marck aus allen Beinen, Man hört mit Jammer da und hier, Für Frost das Armuht weinen, Es schreyt dich an aus Angst und Qual: Erbarm dich Gott, und laß einmahl Die Sonne lieblich scheinen. Wir aber sehen dis Geschrey, O Gott für dir verlohren, Es kömmt nicht deinem Hertzen bey, Als wer auch dies erfroren. Du kennst zwar unser Ungemach Und hörst uns auch, ach aber ach, Mit ungeneigten Ohren. Dies alles liebster Vater macht Der Winter unsrer Hertzen, Die wir durch kalte Sünden-Nacht Dein Gnaden-Licht verschertzen. Wer ist auff dich in Lieb entbrand? Drumb sind in Frost auch umbgewand, Herr deine Liebes-Kertzen. Wer hat dein heiliges Geheiß Zu halten sich beworben? Zu allem guten sind wir Eyß, Und durch und durch erstorben, Hie ist kein Füncklein Liebe mehr, Für Lust zu Wollust, Geld und Ehr, Und was uns sonst verdorben. Wir klagen, Herr, dir solches Leid Mit Kummer im Gewissen, Ach laß in solcher Härtigkeit Uns ja unhingerissen, Erwärm uns durch dein Gnaden-Licht Und laß uns unser Angesicht Von heissen Thränen fliessen. Und siehest du denn uns nicht an, Das nimmer wird geschehen, Was hat dir Vieh und Wild gethan, Das neben uns muß flehen? Vernimb nur ihr Geschrey und Weh, Die Thier hastu zu Ninive Schon vormals angesehen. Du Sonne der Gerechtigkeit, Laß deinen Glantz uns strahlen Und dann die liebe Frühlings-Zeit, Feld, Wald und Berge mahlen, Laß sanffte Wind und Sonnenschein, Sampt Regen die gehabte Pein Zehnfältig auch bezahlen. Du suchtest vor heim Land und Stadt, So offt wir dich anrieffen, Laß itzt auch deiner Füsse Pfad Mit Fett und Oele trieffen: Erhör uns Herr in aller Noht, Uns, die wir deines Sohnes Tod Mit Glauben fest ergriffen.