Christliches Sterb-Liedchen Wir sprechen sonst: je grössre Noth Je näher Gott. Herr, meine Sorgen Vnd Plagen, die ich jetzt empfind' Im Hertzen, sind Dir unverborgen. Die Lebens-Kräfft' entgehen mir So daß ich schier Empfinde Grawen, Wie gäntzlich mir die Arm' und Bein Entfleischet seyn, Mehr anzuschawen. Die Zung' hat keine Sprache mehr, Auch mein Gehör Beginnt zu schwinden, Ich weiß durch meiner Augen Licht Die Sonne nicht Mehr zu empfinden, Für allen schweben immerdar Die jungen Jahr' In meinem Hertzen, So daß bey mir der Sünden Gifft Weit übertrifft Die Leibes-Schmertzen. Ich winsle wie ein Kranich thut Für schwerem Muth, Muß kläglich girren Wie Tauben, die verwittibt seyn, Im Wald' allein Vnd flüchtig irren, Setz mich in dieser Angst, o Gott, In keinen Spott, Steh mir zur Seiten Vnd hilff mir allen Hellen-Mord Mein starker Hort Getrost bestreiten. Herr Christ, ich bin auff dich getaufft, Durch dich erkaufft Von allen Sünden, Die haben numehr, o mein Heil, Durchaus kein Theil An mir zu finden. Mein Glaube lässet nicht von dir, Nur tilge mir Dieß letzte Leiden: Vnd laß mich ewig weder Noht Noch diesen Tod Von dir mich scheiden!