Klaglied Schreib' ich denn in diesen Tagen Nur von lauter Angst vnd Noht, Vnd mus ich auch deinen Todt, Vater, eben ietzt beklagen, Dem ich hochbekränckten Sinn Sonst für andern schuldig bin? Wolte Gott du möchtest leben, Wie wir vnsern Wunsch gemacht, Oder hettest gutte Nacht Vns zur andern Zeit gegeben, Daß ich beydes Hertz vnd Handt Hett' allein auff dich gewandt. Ach was sol ich ietzund singen? Werd' ich auch für deinen Preiß, Dem ich nicht fast gleichen weis, Thränen wissen zu erzwingen? Vnser aller Angst vnd Pein Wird doch hie zu wenig seyn. Vnrecht rührt man itzund Geigen, Unrecht Flöhten vnd Gesangk, Aller Stimm' vnd Seiten-Klangk Sampt den Orgeln sol ietzt schweigen: Der vns singen hat gelehrt Wird anietzt nicht mehr gehört. Wer im Land Ihn hat geliebet, Ihn vnd was Er je gesetzt Vnd sich damit gern ergetzt, Gehe neben mir betrübet, Gottesfurcht vnd Heiligheit Seyn mit Aschen überstrewt. Was giebt Kirchen sonst gepränge, Weder Gottes reines Wort, Dann auch, daß man fort vnd fort Sie bereichert durch Gesänge, Die von Künstlern sind gemacht Nur zu Gottes Nahmens-pracht? Nun dergleichen schöne Lieder Singst du Hochbegabter Preiß Auch nur durch Stobeus Fleiß In den Kirchen hin vnd wieder Reichlich, daß kein Ort der Welt Dir hierinnen gleich sich hält. Lasset Knaben vnd Jungfrawen Als der Vnschuld liebe Schaar Gantz vmbringen seine Bahr, Lasst sie vmb nach Blumen schawen, Vnd vmb seinen Sarg her ziehn Lorbeer-Streuch' vnd Rosmarihn. Was die Zucht pflegt zu verletzen Vnd die Vnschuld ärgern kan, Das hat dieser Wehrte Mann Keines weges wollen setzen, Sein Werck singt vor Gottes Ohr Auch der keuschen Engel Chor. Seelig hab ich mich zu preisen Mich vnd mein geringes Spiel, Daß Er meiner Lieder viel Hat beseelt mit seinen Weisen, Welches mir die Ehre bringt, Daß mich gantzes Preussen singt. Hett ich Armer doch gewachet, Wie ich mir dann vorgesetzt, Daß Er mir zu gutter letzt Mein Begräbnis-Liedt gemachet, Nein der Todt harrt hierauff nicht, Eilt mit Ihm aus diesem Liecht. Die wir nah' Ihm angehören Vnd vns manche liebe Zeit Seiner Gegenwart erfrewt, Lasst vns sein Begräbnis ehren, Bringt ein jeder etwas mit: Mein Vermögen ist ein Liedt. Vnd für allen Weh vnd Zehren, Weint vmb Ihn den Kindern gleich Die bey Ihrer Eltern Leich Aengst- vnd schmertzlich sich gebähren, Ihm wird doch nach meinem Wahn Viel zu wenig angethan. Währ' ich nur so reich von Schätzen, Meine Güter grieff ich an, Wolte diesem lieben Mann Ein gewünschtes Denckmahl setzen, Dessen Zeug denn soltte seyn Wo nicht Ertz doch Marmor-Stein. Gar zu oberst soltu müssen Mir sein Bildnis seyn erhöht, Wie es etwa Polyclet Möcht am allerbesten giessen, Aber umb den mitteln Ort Solten stehen diese Wort: Halt, O Gast! Stobaeus Glieder Sind in dieser Grufft verhüllt, Welcher Preussen hat erfüllt Durch sehr Kunstreich-heilge Lieder, Welt vnd seines Ruhmes Klangk Kriegen einen Vntergangk. Vnterdessen wil ich bawen Ihm ein Denckmal in mein Hertz, In dasselbe soll der Schmertz Sein Gedächtnis tieff hin hawen, Weil ein Geist sich regt allhier, Lebt Stobaeus auch in mir.