[Fahr fort, mein Spiel, zu singen] Fahr fort, mein Spiel, zu singen Des armen Lebens Pein, Vnd laß den Thon nun dringen Auch bis zu Churland ein, Vnd wilst du Grahm empfinden, Daß du nur klagen must, Weil alle Sachen schwinden, Was ist der Wort-Verlust? Was werd ich endlich machen? Ich bin Gedancken voll, Ob Weinen oder Lachen Auff dieses Elend soll, Ich zürn', ich schelt', ich wüte, Bald bin ich Sorgen lohß, Bald Zaghafft im Gemüte, Das Leid ist gar zu groß. Wir machen vns zu schaffen, Der hat sein Hertz gewandt Viel Gut an sich zu raffen, Fährt vber See vnd Landt, Der strebt nach Rhum auff Erden, Der strebt nach stoltzem Pracht, Der sucht gelehrt zu werden, Ist embsig Tag vnd Nacht. Der liebt den Krieg für allen, Vnd hat an Feld-geschrey Vnd Schlachten nur gefallen, Der lebet Sorgen-frey, Vnd bricht an stat der Lantzen Nur Gläser vmb den Wein, Wil fort vnd fort nur tantzen Vnd gern geliebet seyn. Ach aber wie vergebens Ist alles vmb vnd an! Die grosse Müh des Lebens Wird nur vmbsonst gethan, Beseh' ich sie beim Liechten, Glück, Fälle, Todt vnd Zeit Bringt, was wir thun vnd tichten, In die Vergessenheit. Wo ist doch deine Tugend, HochEdler Capitäin? Wo deine strenge Jugend, Die nie pflag faul zu seyn? Dieweil man jhr gedencket, Ob dieses etwas macht, Sonst wirst du eingesencket, Vnd schläffst die lange Nacht. Du wahrst hoch Edlen Standes, Der Eltern Lust vnd Rhue, Ein Preiß des Vater-landes, An Jahren nahmst du zu, Doch mehr an Weisheit-Schätzen, Die keinen müssig hält, Sie muste dich ergetzen, Vnd trieb dich in die Welt. Die Saal' hat dir geschencket Der beyder Rechten Gunst, Die Warnaw dich geträncket Mit Strömen gutter Kunst, Du bist nach Leipzig kommen, Vnd hast die Reise nicht Von dannen weg genommen Ohn reichen Vntterricht. Vnd stets bey Büchern liegen Ist nicht was allezeit Den Adel kan begnügen, Er fordert auch den Streit: Du hast, wie dir befohlen, Auch diesfals Ruhm gesucht, Drumb nahm dich Mars in Pohlen Erst vntter seine Zucht. Wie wol du hie geritten, Wie frey du auff die Schaar Der wilden Moscowitten Gesetzt, ist offenbahr, Du dich auch lassen werben Auch Käyserliche Macht, Vnd Lob, das nicht wird sterben, Von Clempenaw gebracht. Denn bist du zugezogen Dem Schweden, dessen Kunst Zu kriegen dich bewogen, Auch hie erhieltst du Gunst, Daß Ruhm vnd Ansehn kahmen Durch deinen Glimpff vnd Raht, Wahrst Capitain mit Nahmen Vnd Obrister mit That. Du hattest deinem Glücke Zu folgen mehr Begier, Giengst aber stracks zurücke, Die Eltern rufften dir, Den Muth, den nichts bezwungen, Der tapffer durch Verdrus Vnd allen Sturm gedrungen, Bezwang der Eltern Schlus. Du kömpst mit Frewden wieder, Wirst jhnen vntterthan, Legst deine Waffen nieder, Vnd greiffst die Wirtschafft an. Nun dich sol Ruh vmbgeben, Nun du solst ohn Gefahr Erreichen Nestors Leben, So liegst du auff der Bahr, In deiner besten Blüte, Als manches edles Bild Mit Hoffnung jhr Gemüte Von deiner Gunst gestillt. Wo ist dein Schweiß hinkommen? Was hat dein Helden-Sinn, Die Streitbahn' Handt für frommen? Der Todt ist jhr Gewinn. Wie wol vnd auserlesen Dein Leib sich vormals trug, So mus er jetzt verwesen, Ein Kittel ist dir gnug. Schön ist dein Krantz zu schawen, Vnd weis doch keinen Raht Für dieses, daß man Grawen Für deiner Leichen hat. Hat dich nun dessent wegen Dein Vater ausgesandt, Vnd von des Höchsten Segen So viel auff dich gewandt? Du soltest Ihm erst haben Die Augen zugedrückt, Vnd er mus dich begraben, Du wist voran geschickt. Fällst nach der Mutter nieder, Wer hette dies gedacht, Als Ihr Euch, Ihr drey Brüder, Nach Liebaw auffgemacht, Euch freundlich da zu sprechen? Der Todt ist mit gewest, Der nirgends kan gebrechen, Vnd giebet dir den Rest. Ist dieß nicht zu beweinen? Wie kränckt dein Vater sich Sampt allen lieben Deinen? Wie sehr beklagt man dich? Was aber haben Thränen Doch diesfalls für Gewinn Vnd die sich nach dir sehnen? Du bist, vnd bleibest, hin. Dies ist die Flucht der dinge, Dies ist die schnöde Welt, So ich fast täglich singe, Was irgends lebet, fällt Wenn seine Stund ist kommen. Ein Kind ist nicht befreyt, Wir werden hingenommen Ohn allen Vnterscheidt. Prangt jetzt das Feld mit Aehren, Der Stock mit edlem Wein', Es wird nicht lang hin wehren, Das beydes kahl wird seyn: Laß jetzt die Bäume tragen Schön Obs, die Wiesen Klee, Bald in den Winters-Tagen Ist alles Frost vnd Schnee. Es stirbt was nur beginnet, Dies ist vnd bleibet wahr, Der Wurm, der Seide spinnet, Lebt nicht ein volles Jahr. Wir müssen sämptlich eilen Auff dem gemeinen Zweck, Der pflegt sich zu verweilen, Der macht sich zeitig wegk. Vnd wer ist alt zu nennen? Nicht der viel Jahre zehlt, Der Gott vnd sich kan kennen, Des Alter ist erwehlt, Die rechten grawen Haare Sind, daß man Sünden-frey In Vnschuld sich bewahre Vnd Gott gefellig sey. Wenn wir dich so betrachten So bist, du edles Blut, Für einen Greiß zu achten, Das zeugt dein frommer Muth, Der sich dan (als ich höre) In diesem hat eräugt, Daß du Pflicht, Lieb' vnd Ehre Den Eltern hast erzeigt. Des Alten Vaters pflegen, Ihm seinen Witwen-Standt Erleichtern allerwegen, Ihm seyn die rechte Handt War was du gantz beschlossen, Doch liebst du Gott voraus, Vnd wahrest vnverdrossen Zu bawen jhm ein Hauß. Das PredigAmpt wird zeugen, Wie wehrt du es gehabt, Des Armuts zu geschweigen, Das du sehr wol begabt. Dies alles wird Gott preisen Vor seiner Engel Schaar, Wird dir viel Gunst erweisen, Dich lieben immerdar. Wer solcher Art kan sterben, Mus für die schnöde Zeit, Für Welt vnd Noht erwerben Den Standt der Ewigheit. Sey seelig! wir hie nieden, Stehn zwischen Trost vnd Pein, Bis wir auch abgeschieden Vnd sämptlich bey dir seyn.