[Ein Denckmahl dir zu schreiben] Ein Denckmahl dir zu schreiben, Herr Kröl, ist meine Pflicht, Ich muß es lassen bleiben, Die Kranckheit lässt mich nicht: Bey dieser Hitze singen, Vnd seiner mächtig seyn, Ist Tag aus Nacht erzwingen Vnd Wasser aus dem Stein. Chimären Vngehewer, Augien Stall und Wust, Vnd, Sterope, dein Fewer Wohnt itzt auff meiner Brust, Für Hitze meiner Lungen Ist gar kein Speichel schier Auff meiner schwachen Zungen Vnd alles glut bey mir. Kein Hirsch kömpt so geronnen Vnd lescht den Schlangen-stich Mit einem kühlen Bronnen, Noch Tantal sehnet sich So ängstig nach den Quellen, Als ich, ob eine Kunst Mir endlich möchte fällen Den grossen Durst. Umbsonst. Der Artzt ist selbst dawider Setz' ich die Feder an, Spricht: Dieses schwächt die Glieder, Laß schreiben wer da kan. Lass' ich es nach? mit nichten, Die Liebe treibt mein Spiel, Ich muß dir etwas tichten, Es klinge wie es wil. Doch wie sol das nicht klingen Was wahre Treu erdacht, Vnd Freundschafft lehret singen? Kein schöner Music-Pracht Kan also Gott gewinnen Als wenn ohn falschen Neid Ein Band von trewen Sinnen Macht' ein' Einhelligheit. Offt sind wir zu dir kommen Der selig' Albert, ich. Dein Gart hat auffgenommen Vns beyde brüderlich, Wie liessest du da blicken (Wo ist die süsse Ruh?) In tausent Liebes-Stücken Dich und dein Hertz dazu. In dem da auff uns hielten Lufft, Bäume, Vögelein Vnd wir zusammen spielten, So sangest du darein, Da ward kein Wort verlohren So üppigheit gesucht, Da hat man nicht geschworen, Da hat man nicht geflucht. Es ward da nicht gefehdet, Kein Mensch ward da zerlegt Und hinterrücks beredet Wie zu geschehen pflegt. Das Gras des Höchsten Güte, Der Erden reicher Leib, Die Bäum' und ihre Blüte War unser Zeit-vertreib. Nun ist dies Band zerstücket, Erst Albert unser Sinn Ist lang hinweg gerücket, Jetzt fährest du auch hin, Ich rühre noch die Glieder, Doch fehlt es nur ein Haar, So lieg' ich auch danieder Vnd ziere meine Baar. Wie aber ist es kommen, Daß du durch diesen Fall Vns bist hinweg genommen? Mein Sinn forscht überall. That es dein böses Leben? Kein Kind kan frömmer seyn. Warst du dem Soff ergeben Vnd andern Lastern? nein. Wenn hat man nicht gesehen Dich in der Frommen Raht Gott umb Erbarmung flehen In unsrer Missethat? O wohnte bey uns allen Nur deine Frömmigheit, Er hätt' uns nicht befallen Der Jammer dieser Zeit, Dieß grausam Vngewitter Für welches letzten Noht Ich wie ein Laub erzitter' Vnd bleibe nur nicht tod. Es sind der Satzung Hände Die machen es mit dir, Du lieber Freund, ein Ende, Und holen dich von hier In deine stille Kammer, In deine stoltze Ruh. Du hast für allem Jammer Da Aug- und Ohren zu, Was etwa heut und morgen Vns hie begegnen sol, Da-lässt du uns-für sorgen, Du aber schläffest wol. Vnd hast du nicht empfunden Was Lust die Eh gewehrt, So waren auch nicht Wunden Die deinen Tod beschwert. Kein schlechtes ists verscheiden Und Weib und Kind allein, Wer weis zu welchem Leiden, Hie lassen übrig seyn. Leb wol in solchen Wonnen In solchem hellen Pracht, Für dem der Glantz der Sonnen Ist eine finstre Nacht! Dein Grab müss' ewig grünen, Die Nymfen müssen dir Asch' und Gebein bedienen Mit allzeit-stiller Zier: Ich wäre schier gewesen, Mein Durst nimmt aber Ruh, Ich scheine zu genesen, Gott weis allein wozu: Ihm hab ich Danck zu sagen, Er längert mir den Lauff: Doch kompt zu grössern Plagen Ihm mancher wieder auff.