An denselben seelig verstorbenen lieben Mann Man wolte dich begraben, Mein Ohm, und soltest nicht Von mir ein Denckmal haben Der Brüderlichen Pflicht; Fällt unsre Lieb' auch nieder Gleich vnter einen Stein, Vnd sol, wie deine Glieder, Mit eingescharret seyn? Natura würd' es hassen Durch die wir uns geliebt, Vnd Phoebus mich verlassen Der mir die Seiten giebt, Die mich erhalten werden Wenn ich schon längst verreckt, Vnd mit der schwartzen Erden Bin ewig zugedeckt. Sey sicher, wenn die alle So mir zu wieder sind Aus Eiter-voller Galle, Sind zehnmal Rauch vnd Wind, So wird man uns noch zeigen Belebt vnd jung vnd frey Mich wegen meiner Geigen, Dich wegen deiner Trew. Ich weis vmb dein Gemüte Drumb liebet' ich dich sehr, Es fügt vns das Geblüte, Der Sinnen Eintracht mehr: Wo sind die süssen Stunden, Wo mancher Wege Fahrt Die vns genaw verbunden Nach Brüderlicher Art? Wie wir verknüpffet wahren So war auch vnser Stand, Es hat in gleichen Jahren Die Schul uns beyd' erkant, Wir freyten auch zusammen Pohliynchen die ward mein, Stracks nam in keuschen Flammen Dich auch die Mackinn ein. Fünff Kinder hab ich leben Du sahst derselben vier, Gott wird dem Fünfften geben Auch bald der Sonnen Zier, Doch wann es wird geschehen Daß es das schöne Liecht Des Tages gleich kan sehen, Es sieht den Vater nicht. Auch pflagst du stets zu klagen, Gesund seyn wolle sich Nie recht mit dir vertragen Dieß eben klag' auch ich, Hieraus pflag ich zu schliessen Ich würd' erst sterben, nein, Die Ordnung wird zerrissen, Ich lebe, du gehst ein. Was sol ich nun beginnen? Wen geh ich ferner an Mit so vertrauten Sinnen Als wie ich dir gethan Bey also bösen Zeiten Als man sie je erkant, Da mir von allen Seiten Die Freunde sind entwandt. Zwar dir ist wol gerahten Jetzt siehest du den Gott Von grossen Wunderthaten Den Herren Zebaoth, Den du im Sinn vnd Munde Geführt hast jmmerdar, Der in der Todes Stunde Dein Felß vnd Beystand war. Der lohnt mit ewign Gnaden Dir für die grosse Trew Die offtmals nicht ohn Schaden Sprang allen Leuten bey, Dein Vnschuld-reiches Leben Dein Ernst im Christenthum Wird jetzund reichlich heben Der Ehren schönen Ruhm. Wo aber sol ich finden Ein solches trewes Hertz Dem ich mich mag verbinden Auff ernst seyn oder Schertz? Beginnt mein Glück zu wüten, Das jhm nicht seltzam ist, Vor wem sol ich ausschütten Was mich im Hertzen frisst? Es stärckt mich aber wieder Daß ich dir folgen sol, Dieß melden meine Glieder, Schlaff du indessen wol, Die Sicherheit umbschliesse Mit Stille dein Gebein, Vnd deine Grabstat müsse Durchaus geheiligt seyn.