Vor-Jahrs-Lied. – Veris tempore regnat Amor Vor 1641. Wir sehn setzt sich erfrewen Der Erden gantzes Hauß, Die schöne Lust des Meyen Lockt Dorff vnd Stadt hinauß. Mein Hertz beginnt zu wallen, Wenn sich das Lufft-Volck schwingt, Vnd lesst ein Lied erschallen, Daß Berg vnd Thal erklingt. Die Heerden gehn sich weiden, Ihr träger Hirten-Mann Hebt hoch auff grüner Heyden Ein freyes Wald-Lied an, Sieht wie in grossem Hauffen Dort vmb der Flüsse Rand Die Heerden sich belauffen, Vnd wünscht jhm gleichen Standt, In dem daselbst von weiten Ein klares Bächlein quillt, Das sich von beyden Seiten In Graß vnd Laub gehüllt. Der Schertz herrscht aller massen, Die Lust bezwingt das Leid, Die Welt ist außgelassen Mit Lieb vnd Freundlicheit. Auff! Venus, die ich singe, Füg mir auch jetzund bey. Die willig in mich dringe Vnd meine Liebste sey! Ich habe gnug gepriesen Zwar dich vnd deinen Sohn, Mich dienstlich gnug erwiesen, Dieß aber ist mein Lohn: Daß ich ohn Maaß vnd Ende Muß derer müssig gehn, Die mir das Hertz verpfände, Mir trewlich beyzustehn. Was fleugt, was kreucht, was schwimmet, Schmeckt jetzt der Vorjahrs-Kost, Ist Liebe-voll vnd glimmet; Nur ich klag' über Frost. Ist denn in mir kein Leben Zu deiner Frewden Schein, Daß ich so gut nicht eben Als Heerd vnd Laub kan seyn?