[Ach frommer Gott, wo sol ich hin] Ach frommer Gott, wo sol ich hin Mit meinem hochbetrübten Sinn Und tieffen SeelenSchaden, Mein kranckes Hertz, ist wie mit Ertz Und Steinen überladen. Wie klagt mich mein Gewissen an, Es thut mich grausam in den Bann, Ich muß mich selbst verjagen, Und seinen Mord an allem Ort In meinem Busen tragen. Gleich wie ein Wild durch schnelle Flucht Den Pfeilen zu entgehen sucht, Die schon sein Hertz empfinden, So eyl auch ich, und trage mich Mit meinen Höllen-Hunden. Wer hilfft in diesen Nöthen mir? Herr, mein Verlangen steht nach dir, Ich stell auff dich Vertrauen Und Hoffnung, Gott, laß keinen Spott Bey deiner Furcht mich schauen. Dann keiner, der gedultig dein Kan harren, wird in Schanden seyn, Laß den zu Schanden werden, Der deiner Macht verächtlich lacht, Und traut der schnöden Erden. Gedenck an die Barmhertzigkeit, Die du erwiesen allezeit Seyt daß die Welt gestanden, Gedencke nicht an dein Gericht Und meiner Jugend Schanden. Sieh meine Thorheit überhin Nach deiner großen Langmuht Sinn, Laß doch mein Hertz sich stillen, Gedencke mein in Lieb allein Umb deiner Güte willen. Gib deinem grossen Namen stat, Sey gnädig meiner Missethat, Die ich dir nicht verhäle, Ist gleich kein Ziel, und ihr so viel, Daß ich sie gar nicht zehle. Mach mich von meinem Kummer loß, Dann meines Hertzens-Angst ist groß, Entführ mich meinen Nöthen, Schau gnädig her auff mein Beschwer, Es dräuet mich zu tödten. Vergib, O Vater, aus Gedult Mir alle meine Sünden-Schuld, Laß meine Seele leben, Errette sie, damit ich nie In Schanden möge schweben. Dann sieh, ich trau allein auff dich, Durch Schlecht und Recht behüte mich, Gott woll auß allem Bösen Mein arme Seel und Israel Auß aller Noth erlösen.