[Ich sang vor vielen Jahren] Ich sang vor vielen Jahren: Laß sterben, laß hinfahren Was zeitig sterben kan, Die Zeit ist so beschaffen, Daß die, so selig schlaffen, Erst wol sind umb und an. Jetzt klagen meine Seiten Gerechter als vorzeiten, Nun uns die Fluth bezwingt, Vnd an die Seele steiget, Nun hie sich alles neiget Vnd mit dem Tode ringt. Sing' ich von jung erkalten? Man möchte selig halten Allein denselben schier, Wie Posidippus schreibet, Der ungesehen bleibet Von aller Sonnen Zier. Jetzt müssen wir bekennen, Wie selig die zu nennen So hie der Seuchen zwangk Gebracht in ihre Kammer, Sie hören keinen Jammer Und keiner Waffen Klangk. Ich sagte fast die Seinen, So sterben, itzt beweinen Sey Unbesonnenheit, Ich muß für Freuden lachen Seh' ich ein Grab wo machen, So bös' ist diese Zeit. Wir bawen an den Wällen, Darauff wir Krieger stellen, Der Feinde Wiederstand, Wer suchet nicht zu wachen Vnd schickt die besten Sachen Wo in ein sicher Land? Wann ich ein' Insul wüste In die kein Feind hin müste, Da Ruh wär' überall, Wie gern würd ich ohn weinen Hie lassen alle Meinen, Zu fliehen für dem Fall. Die Insul ist der Himmel, Dahin kein Welt-getümmel Kein Krieges-wetter reicht, Dahin sich nichts als Leben Vnd Vnschuld kan begeben, Da aller Tod verbleicht, Da aller Streit sich endet, Daselbst ist angelendet, Nun, Fraw, auch ewer Sohn, Ist zu der Ruh gekommen Vnd trägt sampt allen Frommen Des Glaubens wehrten Lohn. Wohnt in des Friedens-Hütten, Wo keine Feinde wüten, Dem Vater beygefügt, Der in den guten Jahren Bereit dahin gefahren Vnd unbesorget liegt. Gebt maß, Fraw, ewrem Leiden, Mißgönnt ihm nicht die Freuden: Vnd fährt er jung dahin, Die Welt-Sirenen werden Nicht mit dem Gifft der Erden Entzünden seinen Sinn. Das Vnglück dieser Zeiten, Damit wir itzt noch streiten, Wird nimmer ihn bestehn, Er darff nicht ängstig schawen, Wie wir für Furcht und Grawen Nur nicht gar untergehn. Vnd wann wir weinen wollen So lasst uns, was wir sollen, Beweinen unsre Schuld, Nur diß kan Gott gewinnen, Daß er mit Vater-Sinnen Vns träget durch Gedult. Es ist doch allerwegen Allein an uns gelegen, Wer sich zu Ihm bekehrt Der wird der Noht entladen Und endlich seiner Gnaden Und aller Ruh gewehrt.