Brief an Andres Mein lieber Andres, Seine Astronomie hat Er wohl mit Haut und Haar wieder vergessen? Ich weiß noch, 's pflegt' Ihm hart einzugehn, was Herr Ahrens uns von Triangeln und Zirkeln vormachte, und doch mocht ich Ihn damals schon lieber leiden. Herr Ahrens wußte wohl alles auf 'n Fingern, und Er konnte nichts begreifen; aber dagegen konnt Er auch in Seiner Einfalt so 'ne ganze halbe Stund einen hellen Stern ansehn und sich so in sich darüber freuen, und das konnte Herr Ahrens nicht, und darum mocht ich Ihn lieber leiden, sieht Er! und darum schreib ich Ihm auch diesen Brief, weil übermorgen abend recht was Schöns am Himmel zu sehn ist. 's wird nämlich der Abendstern eine Stund nach Sonnenuntergang, wenn reine Luft ist versteht sich, groß und hell am Himmel dastehen, im Westen, und dicht unter ihm zur Linken der Jupiter und zur Rechten der Mond. Wie das zusammenhängt, daß die drei schönen Himmelslichter so dicht nebeneinander stehen, das mag Herr Ahrens demonstrieren; Er aber soll vor Seine Tür heraustreten, und nach meinem lieben Mond und den beiden freundlichen Sternen hinsehn, und, was Ihm, wenn Er nun so vor Seiner Tür steht und hinsieht, Andres, was Ihm denn durch 'n Sinn fahren wird, sieht Er! das gönnt Ihm Sein alter Schulkamrad, und davon weiß Herr Ahrens nichts. Leb Er wohl, Andres, und vergeß Er nicht die Tür zu riegeln, wenn Er wieder h'reingeht. Den 11. Febr. 1774. ;