[Ich träumte hinab in das dunkle Tal] Ich träumte hinab in das dunkle Tal Auf engen Felsenstufen Und hab' mein Liebchen ohne Zahl Bald hier, bald da gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Mein lieber Hirt nun sage mir, Hast du Treulieb gesehen, Sie wollte zu den Lämmern hier, Und dann zum Brunnen gehen, Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb in meinem Schoße saß Dort oben an den Klippen Und weil die Wangen ihr so blaß, So küßt' ich ihre Lippen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich blies die Flöte, ich flocht den Kranz Ich gieng ihr Blumen zu pflücken, Ich wollte sie zum Abendtanz, Als meine Buhle schmücken. Treulieb, Treulieb ist verloren! Da hört sie ein schallendes Jägerhorn Da tät sie die Öhrlein stellen Und schwang sich hinüber durch Distel und Dorn Und folgte dem Waldgesellen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumte hinab in den dunklen Wald Auf engen Felsenstufen Und habe mein Liebchen, daß es schallt Bald hier, bald da gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Mein lieber Jäger nun sage mir Hast du mein Lieb gesehen, Sie wollte in das Waldrevier Zu Hirsch und Rehen gehen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb lag heut in meinem Arm Im Schatten kühler Eichen Wir herzten uns, es ward ihr warm, Sie gieng ins Bad zu steigen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Der Mühlbursch hell ein Liedlein pfiff Da tauchte Treulieb unter, Und tauchte auf, sprang in sein Schiff, Ohn' Hemd doch frisch und munter. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träume hin an Mühlbachs Rand Auf engen Felsenstufen Und habe in schallender Klippenwand Mein Liebchen oft gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Nun lieber Müller nun sage mir Hast du mein Lieb gesehen Ich gab ihr Korn sie wollte hier Bei dir zur Mühle gehen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb ist heut auf weichem Pfühl In meinem Arm entschlafen, Es klang die Schelle es klappte die Mühl', Das Auffüllen hab' ich verschlafen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Und als mich morgens die Reuter geweckt Die hier vorbei gezogen Hat sie der Trompeter in Mantel gesteckt Und mich um sie betrogen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumte hin auf der Reuter Zug In Staub erkannt' ich die Hufen Und wo das Herz mir lauter schlug Hab' Treulieb ich gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Mein lieber Reuter willst du mir Wo Liebchen ist wohl sagen, Ich weiß sie hat geholfen dir Dein Zeltlein aufzuschlagen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb bei mir im Zelte lag, Das Pulfer hat sie gerochen Die ganze Nacht, doch früh am Tag Da ist sie aufgebrochen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Es zog der Bettelstudent vorbei Und spielte auf der Leier Sie guckt hinaus, was es wohl sei Und folgt dem neuen Freier. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumte, ich folg' der Leier Klang Hinab viel Felsenstufen Und habe auf dem bittren Gang, Mein Liebchen noch oft gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Mein lieber Schüler sage mir Hast du Treulieb gesehen Sie wollt', ich weiß es wohl, bei dir Zur Singeschule gehen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb fraß mit mir auf einmal Wohl Bettelbrot zwei Pfunde Den Wein den sie dem Reuter stahl Trank ich aus ihrem Munde. Treulieb, Treulieb ist verloren! Doch als ich an der Schmiede stand Ums Abendbrot zu singen Viel größre Freude sie empfand An kräft'gem Hammerschwingen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Mein lieber Meister wohlgestalt Sprach sie zum ruß'gen Mohren Beschlag mich lieber warm als kalt Viel Eisen hab' ich verloren. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumt' zur Schmiede den schwarzen Gang Hinab so viele Stufen Und lauter als der Hammer klang Hab' ich Treulieb gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Der Meister sprach sie hat der Knecht Der Knecht, sie hat der Bube Der Bube wies mich dann zurecht, Zu Todengräbers Stube. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumt' hinab ins Totental Wohl tausend dunkle Stufen Und hab' mein Lieb wohl tausendmal Mit bittrer Angst gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Mein Todengräber nun sage mir Hast du mein Lieb gesehen Auf ihrer Mutter Grab allhier Wollt' sie die Blumen säen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb lag bei mir manche Nacht Und sang mir freche Lieder Und wenn ich ein Fräulein zu Grab gebracht Da stahl sie ihr den Mieder. Treulieb, Treulieb ist verloren! Sie stiehlt der Braut den Jungfernkranz Die schwarzen Todenschuhe Die zieht sie an und gieng zum Tanz, Und nimmt den Leichen die Ruhe. Treulieb, Treulieb ist verloren! Und als sie nach goldnen Ringen sucht Und in den Sarg tät langen, Der tote Jude der tief verflucht Hat zärtlich sie umfangen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Wo ist des toten Juden Grab, Wo ruht der böse Bube Der Totengräber zur Antwort gab Geh nach der Schindergrube. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumte zum dunklen Galgen hin Hinauf viel tausend Stufen Und hab' mein Lieb mit wildem Sinn Wie Raben und Geier gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Nun toder Jude sage mir Hast du Treulieb gesehen, Sie wollte ganz allein zu dir Um dich zu taufen gehen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Sie lag bei mir zur zwölften Stund, Und hat mir's nicht gedanket Es heulte zum Mond des Schinders Hund Der Gehenkte im Galgen schwanket. Treulieb, Treulieb ist verloren! Da läßt sie die edle vertrauliche Gruft Und stiehlt mir meine Geschmeider Und steigt herauf zu dem luftigen Schuft, Auf der dünnen Galgenleiter. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumte hinauf ins leere Schloß Wohl auf der Leiter Stufen Und habe auf jeder Galgenspross' Nach meinem Lieb gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Nun sag' mir mein gehenkter Schuft Hast du Treulieb gesehen, Sie schöpfte hier wohl frische Luft Und wollte um sich sehen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Sie hat mit mir im Mondenschein Ein Stündchen sich geschaukelt, Da hob sich Lärm und wildes Schrein Da kam es heran gegaukelt. Treulieb, Treulieb ist verloren! Zuerst der Hexen Troß voran Auf Gabeln und auf Besen, Und dann der Meister Urian Der hat sie sich erlesen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Er faßt die Jungfer sich aufs Korn Mit angenehmen Sitten Sie faßt den Teufel bei dem Horn Zum Blocksberg sie dann ritten. Treulieb, Treulieb ist verloren! Ich träumte hinauf die steile Höh' Auf engen Felsenstufen, Und hab' mit Ach und hab' mit Weh Nach meinem Liebchen gerufen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Nun lieber Teufel sage mir Hast du Treulieb gesehen Sie kam allein herauf zu dir, Dich kämpfend zu bestehen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb sie küßte mich unterm Schwanz, Ich war ihr wohlgewogen, Doch hat sie mir beim wilden Tanz Ein Ohr schier abgelogen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Geh nimm sie wieder da sitzet sie, Auf einem Katzendrecke, Bist du Treulieb ich laut aufschrie, Als ich das Luder entdecke. Treulieb, Treulieb ist verloren! Mein lieb Treulieb, nun sage mir Hast du Treulieb gesehen Sie soll nun mir in dir allhier Wahrhaftiglich bestehen. Treulieb, Treulieb ist verloren! Treulieb, Treulieb sie sitzt allhie Auf mir dem falschen Schwure. Treulieb ist Dichterphantasie Und ich bin deine Hure. Treulieb, Treulieb ist verloren!