Universitati Litterariae Kantate auf den 15ten Oktober 1810 Herr, Gott, dich loben wir, Dich Herrn bekennen wir, Dich ewigen Vater Spiegelt die Erde; Und der Mensch, dein Ebenbild, Suchet Erkenntnis. Lasset uns dem Ew'gen danken, Was wir wollten, ward gesegnet, Wir sind seinem Will' begegnet, Sein sind göttliche Gedanken. Es ist ein göttlich Werk, zu lehren; Er selbst, er hat gelehret Die hohen Priester in dem Tempel, Da er, ein Kind noch, wandelte Auf seiner Erde. Zu lehren ist er Mensch geworden, Zu lehren hat er aller Orten Die Jünger ausgesendet, Zu lehren ist sein Wort uns Fleisch geworden, Hat uns das ew'ge Licht erworben, Ist um die Lehre Für uns am Kreuz gestorben. Allwissender, wir gehen In deines Sinnes Spur, Und was wir auch verstehen, Und was wir immer lehren, Dein Wesen sei es nur. Der König hat gegründet Ein Haus der Wissenschaft, Wir Männer stehn verbündet In seiner Gnade Kraft. Gott segne unsern Willen, Laß uns den Schwur erfüllen, Zu seinem Lob und Ehren Die Wahrheit treu zu lehren. Heil Friedrich Dir, Heil, Ruhm und Preis! Dir war zu mächtig nicht die Zeit, Du zogest einen Ehrenkreis Von weisen Lehrern um den Thron, Und, mitten in dem harten Streit, Deckst Du die Wissenschaft Mit Deiner Gnade Schild Und brichst im Sturm ein Lorbeerreis; Denn also ist der Helden Kraft, Daß strenge sie und mild Mit einer Hand die Waffen führt, Indes die andre fromme Saat In guten Boden streut; Und also Herr, ist Deine Tat Der Helden fromme Tat, Des preiset heut Dein treues Volk Dich, Friederich! Erhalter, Gründer, deutscher König! Zu dir, zu dir mein Vaterland, Mein deutsches Land, Wend' ich jetzt Stimme, Gruß und Lied: Solang die Sprache dich verband, In fester Hand Der ernsten Künste Lorbeer dir erblüht. Mein Deutschland, du stehst ewiglich, Tief innerlich Verbindet dich ein hoher Weisheitstrieb Und deine Männer ernstiglich Erhalten dich, Denn Wahrheit, Glauben, Hoffnung sind dir lieb. Die Berge haben Eisen dir gegeben, Und deine Schmieden Klingen, Und deine Wälder Söhne, die sie heben, Und sie in gutem Kampfe gut auch schwingen! Und segnet deinen Pflug das Gold der Ähren, Des Webers Schiff die reine Flut der Linnen, Und wissen deine Jungfraun klar zu spinnen, Weißt du zu wehren dich und auch zu nähren, So weißt du herrlicher doch noch zu lehren, In deinen Kreisen stehn verbündet Die hohen Schulen fest gegründet, Und heben ernst ihr Haupt in hohen Ehren. Hohe Häupter deutscher Lande, Treue Kaiser alten Bundes, Dem ihr gern das Blut geweiht, Anders schlingen sich die Bande Um die Gauen deutschen Grundes, Anderes gebar die Zeit; Aber eure schönsten Werke Hat die neue Macht geehret, Eurer hohen Schulen Kreis; Also hat euch eure Stärke Selbst der Sieger noch gemehret, Und dies sei sein höchster Preis! Fleiß ziert Deutschland, Wenn es nähret, Treu ist Deutschland, Wo es wehret, Groß ist Deutschland, Wenn es lehret, Pflug und Schwert und Buch es ehret. Nun grüß' ich dich Du königliche Stadt, Von hohen Schlössern Ragt dein Diadem, Du hältst umarmt Den König und sein Haus; In deinen Hallen weilt Des Landes Rat und Tat, Der Künste Geist Der Deutschheit Geist, Schwenkt über dir Sein leuchtendes Panier Und stärket dir das Herz! Nun preis' ich selig dich, Berlin, O staune nicht, Ich weiß, der Zeiten Not, Du hast sie kaum verschmerzt, Noch streckest du, Ermüdet, wie der Kämpfer Nach schwerem segenlosem Streit, Die weiten Glieder sinnend hin, Du fühlest in der Ruhe Traum, Den Segen nicht, der in der Brust dir wächst, Du jauchzest nicht, und bist so hoch bekränzt; Es hebet sich ein Berg in deinem Schoß, Des Gipfel himmlisch strahlend glänzt, Ein deutscher Musenberg! Schon stampft das Flügelroß, Und der Begeistrung Quell Rauscht kühlend über deine hohe Stirn. O schlummre nur, der Götter Glück Läßt sich den Schlummernden hernieder. So gütig und so groß ist ihre Gabe, Daß sie mit uns erwachet, wie das Licht. Ich sehe eine sel'ge Schar Von Jünglingen dir nahen, Ein ernster Rausch durchweht ihr Haar, Und was sie nimmer sahen, Das glauben sie des Lehrers Mund, Spricht er aus jenes Herzens Grund, Das in der Erde Busen schlägt, Wenn sich der Himmel daran legt. Ich sehe sie, unschuld'ge Ungeduld Beweget ihre Brust; Du hoher Jugendernst! Wer dein nicht wird bewußt Der lernet nie des Alters reife Lust. Was ist wohl freudig anzuschauen, In ew'ger Flucht der geflügelten Zeit, Wem soll ein treues Herz vertrauen, Wo steht ein Werk der Ewigkeit? Was, in Gesetz und Maß gegeben, Lebendig, doch unsterblich währt, Die Kunst, die Wissenschaft, das Leben, Sie haben ewig sich bewährt. Nun so mag es mir wohl frommen, Daß in alter deutscher Weise, Eine Schule hohen Sinnes, Und unendlichen Gewinnes, Sich in meiner Mauren Kreise Heute gründet, seid willkommen! Willkommen, Meister hoher Ehren, Willkommen, meiner Söhne Lehrer, Willkommen, Kinder meines Landes, Willkommen, Fremde, Nachbarn, Gäste, Genießet all des ew'gen Bandes, Das alle Menschen brüderlich umschließt, Der Wahrheit und der Ehre, Die aus der wahren Lehre Ein weltumfassend Meer ergießt, Dies ist der Ozean, Aus dem die Sonne steigt, Zu dem sie sinkt, Wir bieten euch den vollen Becher an, Seid unsre Brüder, seid willkommen, trinkt! Glück auf, Glück auf! Viktoria! Es ist im Vaterlande Ein Musenberg voll Gloria Mit Gottes Gunst entstanden. Glück auf, Glück auf! recht in dem Kern, Recht in des Landes Herzen, Zu Füßen unserm teuern Herrn, Entsprang ein Quell den Erzen. Glück auf, Glück auf! die Hoffnung lacht, Seid rüstig, ihr Gesellen, Geöffnet ist ein neuer Schacht, Wir wollen ihn bestellen. Glück auf, Glück auf! ihr Meister all, Die ihr den Bau gegründet, Wir grüßen euch mit lautem Schall, Die Lampen sind gezündet. Glück auf, Glück auf! wir fahren ein Nach edelem Gesteine, Ein jeder soll gewärtig sein Daß er es redlich meine. Glück auf, Glück auf! Viktoria! Es ist im Vaterlande Ein Musenberg voll Gloria Mit Gottes Gunst entstanden. Mächtig wächst mir das Vertrauen, Sieh, es tritt der ernste Chor Der vier weisen hohen Frauen Durch des Pallasts offnes Tor. Eine seh' ich; durch den Schleier Mit dem Haupt empor gewandt, Bricht ein strahlend Augenfeuer; Violett ist ihr Gewand. In die Bibel aufgeschlagen Zeiget sie mit strenger Hand, Und ihr Fuß, vom Geist getragen, Schwebet an der Erde Rand. Und die andre schwarz gekleidet, Um die Stirn den Lorbeerkranz, Die so sinnend einsam schreitet In des eignen Hauptes Glanz, Ja, ich kenne sie, die Freie, Die sich selbst so ganz erkennt, Und der in der eignen Weihe, Was gedacht, gelebt, entbrennt. Und im Purpur geht die dritte Mit der Waage, mit dem Schwert, Fest und eisern ihre Schritte, Wie das Recht, das ewig währt. Ihre Augen sind verbunden, Und sie kennet keinen nicht, Was sie wahr und recht erfunden, Ruhig ihre Lippe spricht. Nun im Scharlachmantel dringet Scharfen Blicks die vierte an, Ihrem Stabe, bunt geringet, Schlinget sich die Schlange an, Kräuter trägt sie in den Händen, Und Gestein und edlen Wein, Wo sie hin die Blicke wendet, Schlummern sanft die Schmerzen ein. Heran, heran! seid uns willkommen, In eurer Farben Ehrenzier, Daß also ihr zu uns gekommen, Des danken wir, des jauchzen wir. Ihr seid erprobt in alter Treue Ihr seid in aller Kunst gerecht, Und ewig grünet ihr aufs neue, Ihr seid ein göttliches Geschlecht. Ihr habet unsre Väter schon gelehret Von eurer Stühle weisheitsvoller Höh', Seid gern von meinen Kindern auch geehret, Die ich bescheiden sich euch nahen seh'. Seid hohe Meister uns gegrüßt, Als Opfer nehmt den Blütenstrauß Der südlichen Granate; Er spreche unsre heißen Wünsche aus Und leucht' uns vor Zu euch auf frommem Pfade, Daß bald wir eingeweiht, O hoch gekrönte Zeit! In eurer Lehre ernste Hallen schreiten, Wo weiter sich der Aussicht Felder breiten. Glückselig eure Nähe, die uns spornt, Mit treuer Lehrer Hülfe anzudringen, Und wäre sie auch schärfer noch umdornt, Der Weisheit hohe Rose endlich zu erringen! Nehmt herzlich unsern Dank dahin, Geht freudig lernend eure Bahnen fort, Uns ehrte eurer Gabe guter Sinn. Aus Tönen wird das Wort, Und ist's ein gutes Wort, Läßt gern sich auch der gute Geist ihm nieder. Zu glauben ziemt euch nun, und auch zu hoffen, Und werdet endlich ihr zu lieben lernen, Steht eurem Aug' die ganze Aussicht offen, Soll nichts euch mehr vom hohen Ziel entfernen, Nun lebet wohl, wir sehen uns hier wieder. Wir nahen uns und bieten euch die Hände, Ihr die, was wir gelernt, nun lehren wollt, Den Apfel der Granate nehmt als Spende, Der Vielheit Einheit in der Schale Gold, Daß so die Lehre ihren Kreis vollende, Und bilde eine Welt, Seid in die Mitte ihr gestellt. Zur Schule geht der Lehrling bei dem Meister, Dort wird gelernt; Der hohen Schule Schwellen Betreten Meister und Gesellen. Hier wird gelehrt; Und unser ist der ernste Kreis, Wo Meister sich zum Meister nur gesellt, Und jeder seiner eignen Werke Fleiß Erfindend, schaffend, treu zu Tage stellt. Und nun geleiten wir euch zu dem Hause, Das unser König gnädig euch verlieh Hier nehmt noch diese frischen Lorbeerkränze, Er sendet sie, Er, der die Weisheit liebt. Es ist der Güte Reichtum, daß sie giebt Der Sonne Freude, daß sie glänzet, Der Weisheit junge Helden schön bekränzet, Bald send' ich dankend sie vor Seinen Thron. So lerne Schüler fromm, So werd' Studente dann gelehrt, Und Meister lehre treu, Das ist, was ernst der Staat von euch begehrt, Der Staat, der euch ernährt, Der Staat, der von euch lernend, hoch euch ehrt, Der Staat, der hohe Freiheit euch gewährt. O freie Weisheit Du hohe Wissensfreiheit, Du mutig Flügelroß Der geistigen Begier, Wie hebt sich deine Brust! Geöffnet ist die Bahn, Sie steigt unendlich hin zum Ziel, Den Blick zur Piramide an, Hinan, hinan, du heil'ge Jugendlust! Nun setze in dem hohen Spiel Den ganzen Ernst des jungen Lebens dran. Wettlaufend frei in edlem Will' und Mut, Erkühlen wir der durst'gen Seele Glut. Wohlan, wohlan, ihr mutigen Gesellen! Wir treten treulich vor euch hin, Wie wir gelernt, euch lehrend darzustellen, Ist unsres neuen Werkes ernster Sinn. Frei ist die Seele, frei! Es liegt um sie die unbegriffne Welt, Wie über Schlummernden Das sternenvolle tiefe Himmelszelt. Erschließe dich du jugendklares Aug', Wir wecken dich, und zeigen treulich dir, Was wir von ew'ger Wahrheit selbst erkannt, Und zeigen dir, wie uns das Licht verwandt, So ist der freien Lehre freier Brauch. Wir wollen euch zu lernen lehren, Frei steht es euch, des Durst'gen Blick zu kehren, Wohin Natur und innrer Trieb euch treibt, Was Not euch ist, euch unverborgen bleibt, Doch wünschen wir, daß ihr die Segel richtet, Wohin ein göttliches Entzücken der Erkenntnis Begeisternd strömt – die Anker sind gelichtet, Heran, heran, ihr mutigen Gesellen! Nicht Schüler seid ihr, ihr seid uns Gefährten, Wir sind der Fahrt erfahrne Männer nur. Heran, heran, vertrauet euch den Wellen, Die Sterne sind der Kompaß, unsre Spur Beschreibe einen weiten Kreis, Den Spiegel, der die ganze Seele füllt. Euch stärke Unschuld, Begeistrung führ' das Ruder, Am Steuer steh der treue Fleiß. So sehn wir bald, die jetzt euch Nebel hüllt, Der fernen Küste unerforschten Grund, Und, Bild an Bild, steht bald das Ebenbild Des Gottes, der uns treibt, vor unsrem Bund. Heil euch, Heil euch, und Segen auf dies Haus, Das unser König herrlich euch verliehn; Doch legt uns noch die goldne Aufschrift aus, Die an der Zinne feierlich erschien. Der Ganzheit, Allheit, Einheit Der Allgemeinheit Gelehrter Weisheit, Des Wissens Freiheit, Gehört dies königliche Haus! So leg' ich euch die goldnen Worte aus: UNIVERSITATI LITTERARIAE.