[Der goldne Tag ist heimgegangen] Der goldne Tag ist heimgegangen; Ich sah ihn über die Berge ziehn, Und all mein sehnendes Verlangen Floh mit ihm hin. Bunt ist wohl um des Jünglings Hüften Der schimmernde Mantel hingewallt, Und leise in den Himmelslüften Sein Lied verhallt. Ich sah wohl die glühenden Locken Am Berge wehn, Oben ihn stehn, Und freundlich goldne Flocken Auf die Bahn hinsäen, Drauf weiter zu gehen. Da breitet das Leben Die Schmetterlingsflügel, Am duftigen Hügel Ihn hoch zu erheben, Uns nochmals zu geben. So traurig saß er oben Im Purpurzelt, Und grüßt' die Welt: Leb wohl da unten! Da hat ihn der Flügel Mit Flammen umwunden, Am duftigen Hügel Hinübergehoben. Sein ödes Reich bleibt still zurücke, Die Welt verweilt ganz herrenlos. Das Leben forscht mit trübem Blicke Im eignen Schoß. Ein düstrer Mantel rauschet nieder Rund um des Jünglings verlaßnen Thron, Und aus den Wäldern hallet wider Ein trunkner Ton. Es rühren die nächtlichen Stunden Sich tief im Tal, Bereiten ein Mahl Im dämmernden Saal, Mit dichten Gewändern umwunden. Ein matter Strahl Blinkt am Pokal, Und süß betrunken, Vom goldenen Wein, Schlummert die jüngste Der Stunden schon ein, Die andern lauschen Von außenher zu, Und stürzen herein. Es sterben die Funken, Hinabgesunken Ist der letzte Strahl Von ihrem Pokal. Sie irren und rauschen Ohn' Schimmer und Schein, Ohn' alle Ruh'. Zerstört ist das Mahl Und dunkel der Saal. Da schreiten die Stunden so leise Wohl in die Nacht, Verhüllen auf finsterer Reise Mit ernstem Bedacht, In dunkeln Falten Die regen Gestalten, An denen sie sinnend vorüberwallten, Und alles umarmt sich rings umher, Es giebt keine einzelne Rechte mehr, Es öffnet jed Leben dem andern die Brust, Und trinket mit Lust, Ganz ohnbewußt, Den himmlischen Kuß, Den Wechselgenuß. So innig umschlungen, So heilig durchdrungen, Umhüllet ein Rausch, Den lieblichen Tausch. Und endlich lösen die Arme sich auf, Der Mond zieht herauf; Der dämmernde Blick Träumt trunkenen Traum. Im himmlischen Raum Erblühen die Sterne, Und kehret das Licht Bescheiden zurück. Das Leben flicht Dann in der Ferne Den bräutlichen Kranz, Entzündet die Lieder, Erleuchtet den Tanz. Die reizenden Glieder Umhüllt ein Gewand, Durchsichtig gewebet. Das Leben erhebet, Zum Himmel gewandt, Den Busen, und strebet Sich wieder zu finden. Die Sehnsucht erwacht In schimmernder Nacht.