Guitarre und Lied Wache auf, Du süßes Lied, Öffne Deine goldnen Augen; Mondschein still herniedersieht. Leise, kühle Lüfte hauchen Durch die tiefe dunkle Nacht. Lasse Deinen hellen Blick, Leuchtend, durch die Schatten schweben; Antwort kehret bald zurück, Wenn des Echos Wechselleben Hallend an dem Fels erwacht. Sag', wo willst Du hin? Soll ich Dich begleiten, Durch die Dunkelheiten Deine Schritte leiten? Soll ich stiller Liebe Deinen düstern Sinn Freundlich deuten? Willst Du Deine Triebe Durch den Abend singen; Oder höher, Immer höher Zu den Sternen klingen? Laß Dich traulich umschlingen; Sprich Deine Worte In meine Akkorde. O, welch nächtlich banges Rauschen; Ob sie wohl am Fenster stehet, Oder an der kleinen Pforte, Meine Töne zu belauschen; Oder durch den Abend gehet. Mädchen, höre seine Worte! Mädchen, lieb Mädchen erscheine, Sieh vom Fenster nieder; Laß das Lied Nicht so alleine. Ach, der helle Schimmer Bald verglüht, Kehret nimmer, Nimmer wieder. Nimmer, nimmer wiedersehen! Stille Liebe, süße Blicke, All die Töne, all die Lieder In der kühlen Nacht verwehen; Nimmer kehren sie zurücke. Ach, das Mädchen sieht nicht nieder; Von den Saiten schwingen Sich die Töne durch die Nacht, Worte irren und verklingen – Wo die Liebe nicht wacht, Ist alles leer, Kein Freuen mehr. Alles leer, und nimmer freuen, Kaum im Herzen aufgeblühet, Ist das Leben schon so schwer. Muß ich mich dem Tode weihen, Der mich langsam abwärts ziehet. Ist denn keine Wiederkehr? Ist die Liebe hingetragen In den stummen Tod? Ist sie nirgends zu erfragen; Ist sie in dem Abendrot, Mit den andern Funken, Hinabgesunken? Alle Lichter bald versinken; Alle Töne stumm ersterben; Nur allein, wer liebetrunken, Liebe sieht im Auge blinken, Der kann nimmermehr verderben. Ist die Liebe Dir versunken, O, so wende, Schnell behende, Zum Himmel die Blicke, Laß die untreue Erde zurücke. Hinauf ins helle Getümmel, In der Sterne froh Gewimmel! Oben am Himmelszelt Kein Echo Dich gefesselt hält. Im hohen Wolkensaal, Da sind Liebesblicke, Und freudiges Hallen Hörst Du zurücke, In Tönen ohne Zahl, Dir wieder schallen. Aller Himmel bald verschwindet, Alle Sterne bald vergehen, Alle Töne niederfallen; Denn allein ihr Blick entzündet All das Licht in Himmelshöhen. Nun so laß uns abwärts wallen. Bebe nicht, Der Weg ist so tief, Ohne Licht. Manch Lied schon so entschlief; Kannst Du in den Himmelsseen Keine Freiheit mehr ersehen, In den fernen Goldnen Sternen, Die wie Blumen drinnen brennen. Keinen Frühling mehr erkennen. So will ich Dich führen auf stillen Wegen; In den Busen, wie ins Grab, Dein Gebete, Deine süße Rede Traurig niederlegen. Blicke nieder Ohne Wehe, Vergehe, Kehre heller wieder. Ach, mit tiefen, tiefen Wehen Kehre ich ins Herz zurücke, Sink' ich in die Tiefe nieder, Und das Herz muß nun vergehen, Weil ich's mit Gewalt zerdrücke. Ach, so sterben alle Lieder, Die so lange Liebe suchen in dem Weibe. Liebe, nein, die währt nicht lange, Dient dem Leibe Bloß zum süßen Zeitvertreibe. Ist die Zeit vertrieben, Wo ist die Liebe geblieben? Mit den Sinnen Muß man die Liebe Wild umspinnen; Da ist Leben, Wiedergeben Zu gewinnen. Laß, o laß mich ruhig sterben, Drücke mir die Augen zu; Laß mich glaubend still zerrinnen, Soll ich zweifelnd denn verderben? Gieb im Tode mir nur Ruh'. Gehe hoffend still von hinnen, Schlummre sanft Du süßes Lied; Schließe Deine goldnen Augen, Mondschein ist schon abgeblüht. Leise Lüfte Dich verhauchen, Kühler Morgen schon erwacht. Lasse Deinen trüben Blick Stille zu den Schatten schweben, Sehne nimmer Dich zurück; Denn der Liebe Wechselleben Ist verhallt in tiefer Nacht. – Ach, wo bist Du hin? Konnt' Dich nicht begleiten, Durch die Dunkelheiten Deinen Schritt nicht leiten; Konnt' nicht stiller Liebe Deinen düstern Sinn Freundlich deuten? Konntest nicht Deine Triebe Durch den Abend singen; Auch nicht höher, Immer höher Zu den Sternen klingen; Mußte Dich traurig umschlingen – Schlummert freundlich Ihr letzten Worte, Im letzten Akkorde.