Nachtrag zum Weihnachtsliede 1834 Bescherung der Armen an die Wohltäterin Das Mägdlein gieng zur Linde Und seufzte gar betrübt: Was schenk' ich nur dem Kinde, Das mich so treu geliebt? Da schwebte her zur Linde Ein Engel lieb und rein Und Arme, Kranke, Blinde, Die zogen hinterdrein. Sie trugen in der Mitte Wohl einen Weihnachtsbaum Ganz nach der alten Sitte Gleich einem Kindertraum. Sie setzten's Bäumlein nieder Vors arme Mägdelein, Und sangen Dankeslieder Und sprachen: das ist dein. Was Gott dir hat gegeben, Hast du mit uns geteilt, Dein Lieben gab uns Leben, Dein Heil hat uns geheilt. Drum haben wir Elende Am Fest uns auch geregt, Den Dank der kranken Hände Ans Kinderherz gelegt. Leid ist's von dir mitleidet, Schmerz ist's von dir gestillt, Nacktheit von dir bekleidet, Ist deiner Liebe Bild. Da ward das Mägdlein stille, Dacht': »o welch süßer Traum! Jetzt in der Zeiten Fülle, Welch reicher Weihnachtsbaum! Will gleich dem Kind ihn bringen, O das wird freudig sein.« Da hob mit süßem Klingen Sich sanft ein Stimmlein fein. Im Gärtchen sich erhebet Von Wachs das Jesulein, Und geht umher und lebet Patscht in die Händlein klein. Und spricht mit süßem Lachen, Ach das ist doch was wert, Ach was für schöne Sachen Hat mir arm Lind beschert! Was Armen sie gegeben, Das all sie mir auch giebt, O welch ein schönes Leben Wenn Arm den Armen liebt! Ja weil ich arm, so reichet Der Armut sie, was mir Und weil sie arm, so reichet Die Armut mir, was ihr. Nach diesen lieben Worten Ist in dem Weihnachtsbaum Ein Herz getröstet worden, Traut seinen Ohren kaum. Es dacht', der armen Linde Ward ich vorm Jahr beschert, Und drum dem Jesuskinde Zu gleicher Zeit verehrt. Und dieses hat gesungen Das Herz im Weihnachtsbaum Von Armendank umrungen Lamm, Nüssen, goldnem Schaum!