[Meister, ohne dein Erbarmen] Meister, ohne dein Erbarmen Muß im Abgrund ich verzagen, Willst du nicht mit starken Armen Wieder mich zum Lichte tragen. Jährlich greifet deine Güte In die Erde, in die Herzen, Jährlich weckest du die Blüte, Weckst in mir die alten Schmerzen. Einmal nur zum Licht geboren, Aber tausendmal gestorben, Bin ich ohne dich verloren, Ohne dich in mir verdorben. Wenn sich so die Erde reget Wenn die Luft so sonnig wehet, Dann wird auch die Flut beweget, Die in Todesbanden stehet, Und in meinem Herzen schauert Ein betrübter, bittrer Bronnen, Wenn der Frühling draußen lauert, Kömmt die Angstflut angeronnen. Weh durch gift'ge Erdenlagen, Wie die Zeit sie angeschwemmet, Habe ich den Schacht geschlagen Und er ist nur schwach verdämmet. Wenn nun rings die Quellen schwellen, Wenn der Grund gebärend ringet Brechen her die bittern Wellen, Die kein Witz, kein Fluch mir zwinget. Andern ruf' ich: schwimme, schwimme! Mir kann solcher Ruf nicht taugen, Denn in mir ja steigt die grimme, Sündflut, bricht aus meinen Augen. Und dann scheinen bös Gezüchte Mir die bunten Lämmer alle, Die ich grüßte, süße Früchte, Die mir reiften, bittre Galle. Herr, erbarme du dich meiner, Daß mein Herz neu blühend werde, Mein erbarmte sich noch keiner Von den Frühlingen der Erde. Meister, wenn dir alle Hände Nahn mit süß erfüllten Schalen, Kann ich mit der bittern Spende Meine Schuld dir nimmer zahlen. Ach! wie ich auch tiefer wühle, Wie ich schöpfe, wie ich weine, Nimmer ich den Schwall erspüle Zum Kristallgrund fest und reine. Immer stürzen mir die Wände, Jede Schicht hat mich belogen, Und die arbeitblut'gen Hände Brennen in den bittern Wogen. Weh der Raum wird immer enger, Wilder, wüster stäts die Wogen, Herr, o Herr! ich treib's nicht länger, Schlage deinen Regenbogen! Herr ich mahne dich, verschone! Herr, ich hört' in jungen Tagen, Wunderbarer Segen wohne Ach! in deinem Blute – sagen. Und so muß ich zu dir schreien, Schreien aus der bittern Tiefe, Könntest du auch nie verzeihen, Daß dein Knecht so kühnlich riefe. Daß des Lichtes Quelle wieder Rein und heilig in mir flute, Träufle einen Tropfen nieder Jesus mir von deinem Blute. So mein Lied vor zwanzig Jahren Als du in den Schacht geschauet, Und zu Freiberg eingefahren, Bis die Katze hat gemauet. So mein Lied nach zwanzig Jahren Als mein Haupt schon war ergraut, Du zum Freiberg kamst gefahren Auf der immortellen Haut. So mein Lied, weh! heut mit Bangen, Als gleich einer Honigimme Aus dem Rosenbusch der Wangen Grüßte deine graue Stimme. Stimme nachtigallenfarben, Ätzend Liederpulver streuend, Daß zu Wunden werden Narben Leid und Lied und Schmerz erneuend. Torenstimme einer Weisen Weise Stimme einer Törin, Stimme aus den Zaubergleisen Der Frau Venus, Klang der Möhrin. Weh, wie diese den Tannhäuser Lockte mit der Zauberflöte, Lockt den Pilger heiser, leiser Jetzt von Linum die Tralöte! Imme, die mich tief verwundet, Wohl mit Recht summst du verbindlich Stimme süß, wie keine mundet Drum Freßlieb, das Weitre mündlich!