An das neue Jahr 1783. Warum, o neues Jahr! soll ich Mich deiner Ankunft freuen? Man weiß ja niemals, soll man dich Mehr wünschen, oder scheuen. Du trittst, ohn' anzuklopfen, ein, Und setzest fest dich nieder, Und trollst dich, um recht grob zu sein, Auch ohne Urlaub wieder. Man heißt mit freudigem Gesicht Dich überall willkommen, Und doch verräth dein Anblick nicht, Ob du als Freund gekommen. Was hilft es uns, wird gleich von dir Ein eigen Buch geschrieben, Wir wissen doch nicht, sollen wir Dich hassen oder lieben. Gleich bei dem ersten Kompliment Fängst du schon an zu blasen, Und machst zugleich uns ein Präsent Mit Frost und rothen Nasen. Da kommt Lakey, Friseur, Barbier Mit dir in's Haus gelaufen, Die uns den kleinsten Wunsch von dir Um baares Geld verkaufen. Kaum bist du da, so figurirt Dein Nam' auf allen Thüren, Und was gedruckt, geschrieben wird, Muß deinen Namen führen. Ja mache dich nur breit damit: Die nomina Stultorum Schreibt man, damit sie jeder sieht, In quodlibet locorum. Du lässest dich das neue Jahr Von Menschen tituliren, Und kannst doch weder graues Haar, Noch Jungfern renoviren. Du machst die Damen und die Herr'n In ihrem Ehstand kälter, Auch sieht dich nie ein Mädchen gern, Du machst es ja nur älter. Nein, unser ein's ist nicht so toll, Dich vor der Hand zu preisen; Verdienst du es, so wird sich's wohl Am Ende schon noch weisen. Und juckt's dich denn nach Lob so sehr, So laß dich's nicht verdriessen, Uns deinen ganzen Kram vorher Ein Bischen aufzuschliessen. Sag' an, wird heuer Korn und Wein Und Kraut und Kohl gedeihen? Wird uns dein Lenz mit Sonnenschein Zu rechter Zeit erfreuen? Wird man nicht über deine Pflicht Dich hageln seh'n und blitzen? Und werden wir im Sommer nicht Wie Kälberbraten schwitzen? Wirst du dich weigern, dann und wann Die Felder zu begiessen, Und werden wir um Regen dann Dich wieder bitten müssen? Und wenn du regnest, wird dir's da Nicht etwa gäh behagen, Die Herren all', en Chapeau bas, Vom Graben wegzujagen? Wirst du mit uns am Ende, wie Dein toller Bruder, spassen, Und uns mit Blitz und Donner, wie Der Grobian, verlassen? Und was an dir politisch ist, Sprich, wird uns das auch frommen? Es wird ja wohl der Antichrist Mit dir nicht etwa kommen? Wird heuer, wie die Sage geht: Ein Hirt und Schafstall werden? Sag' oder ist der Herr Prophet Das einz'ge Schaf auf Erden? Wird Aberglaube die Vernunft In Wien noch lang bekriegen, Und wird die Wahrheit bald die Zunft Der Eiferer besiegen? Sag' an, wird's bei den wenigen Apostelbriefen bleiben, Und wird kein Bischof mehr so schön An seine Schäflein schreiben? Wird Pater Fast denn hier fortan Im Amt der Sendung schmieren, Und wird man den geplagten Mann Nicht einmal jubiliren? Wird Pater Pochlin, um in Eil Die Gegner zu verjagen, Noch ferner mit dem Fleischerbeil Nach ihren Stirnen schlagen? Wird unser Pöbel, groß und klein, Noch immerfort in Haufen Mit gleicher Lust zum Rabenstein, Und in die Hetze laufen? Wird er noch stets in's Schauspiel geh'n, Um da mit allen Vieren Dem Purzelbaum des Sterbenden Im Stück zu applaudiren? Sag' an, wird uns're Scriblerschaar Das Sudeln nicht verdriessen, Und werd' ich länger, als dies Jahr, Sie recensiren müssen? Erfüllest du dies alles hier Nach Wunsch vor deinem Ende, So preis' ich dich, und klopfe dir Mit Freuden in die Hände.