Der Hausherr und die Schwalbe Eine Fabel. Die Schwalbe, die beinah' in allen mildern Zonen Der Erde sich ihr kleines Nestchen baut, Und mit den Menschen, die sie liebt, vertraut, Gern an den Orten wohnt, wo Menschen wohnen, Kam einst in eines reichen Mannes Haus, Und suchte sich, um Junge da zu hecken, Im Stillen ein geräumig Plätzchen aus. Allein das Haus war schon an allen Ecken Voll Nester mancher Art: es nisteten Darinnen Raben, Elstern, Kräh'n, Die sämmtlich ihrem sonst großmüthigen Hausherren in den Ohren lagen, Die fromme Schwalbe zu verjagen. Vor allen that ein Dompfaff sich hervor – Ein Vogel, dessen Kehle zwar zum Singen Nichts taugt, doch desto mehr zum Schlingen Gemacht ist – dieser schrie dem Hausherrn laut in's Ohr: Es würd' an seinem Haus kein Stein am andern bleiben, Gäb' er nicht gleich Befehl die Schwalbe zu vertreiben. Der Dompfaff schrie, die Schwalbe mußte fort, Und baute kümmerlich bald da, bald dort Nur im Verborg'nen sich ihr Nestchen für die Jungen, Zufrieden, wenn es ihr gelungen, In Jahresfrist mit eifrigem Bemüh'n Ein Paar derselben groß zu zieh'n. Allein ihr Jammer hatte bald ein Ende: Das Haus kam nun in and're Hände. Der neue Hausherr trieb die Kräh'n und Elstern aus, Und nahm die Schwalbe in sein Haus. Da baut sie nun ihr Nestchen in der Stille, Heckt ruhig Jungen aus die Fülle, Und pflegt sie alle mütterlich; Der Hausherr aber freuet sich, Daß mit der Schwalbe, die er aufgenommen, Auch Segen in sein Haus gekommen. Wir Maurer sind die Schwalbe, liebe Brüder! Wir fliegen nun in Josephs grossem Haus, Von ihm geduldet, ruhig ein und aus. Er war's bei dem für ihre Glieder Die Manrerei nun Schutz und Duldung fand. Sie ließ, aus manchem Staat verbannt, Sich froh in seinem Reiche nieder, Und bringt Segen in sein Land.