Passionslied 1. Meine Seel, itzt ist es zeit, Laß uns sonder warten Jesu geben das Geleit Zum Olivengarten. Weil im Garten sich der Tod Erstlich angespunnen, Hat das Ende unsrer Noht Auch dar anbegunnen. 2. Tod, du machst dem Leben bang, Angst ihn überfället; Mit dir er sich müde rang, Schwermuth ihn verstellet. Trauret selbst die Freudigkeit? Ach der Heyland klaget! Selbst die Hülff üm Hülffe schreyt, Unser Tröster zaget! 3. Mein' und aller Menschen Sünd Ihn itzund muß drücken, Die Gott seinem lieben Kind Selbst legt auff den Rücken. Gottes Zorn, ein schwerer Last, Sünd', ein grosser Lermen, Tod, O wie ein bittrer Gast, Macht Gott selbst sich hermen. 4. Ach sein Schweiß ist rothes Blut! Seht doch die Corallen! Schauet eine Purpurflut Tropfenweiß abfallen. Fliesset, schiest, ihr Tröpfelein, O ihr Blut-Goldgulden, Daß bezahlet mögen seyn Meine rothte Schulden. 5. Giesset eine Threnenflut, Meine Augen Brunnen: Dieses heilsam-heilge Blut Sey damit berunnen. Mängt euch unter diesen Schweiß, Buß und Heyl zu binden. Dieses Blut mich wäschet weiß, Machet rein von Sünden. 6. Jesu, dir ward bang vor mich, Meine Angst zu enden, Wann itzt Tod und Sünde sich Mir zuwider wenden. Ach mich tröst' in allem Leid Diß dein geistlichs Leiden: Dein Blut mich im Tod begleit Zu den Himmelsfreuden.