Schöner Herbst (Lermoos 1907) Klar, kräftig, edler Wonnen voll ist dieser Herbst: Ein stilles Fest für mich der späten Reifezeit. Leer ist das Kornfeld, und die weite Wiese trifft Der zweite Schnitt. Pan träumt nicht mehr im Rosenbusch. Auf keinem schwanken Blütenaste schaukelt sich Eros, der falterflügelige, leichte: still, Doch munter lächelnd sitzt er auf dem Apfelbaum Und reicht mir liebenswürdig Frucht auf Frucht. Ihm ist Sehr wohl in diesem Herbst. – Wie mir. – Jetzt ist Halkyone Die heitre Erde. Höher, blauer wölbt sich nun Der klare Himmel. Keine Schwüle mehr bewegt Die herbstlich fein gewordne Luft mit zitterndem Gewelle sommerlicher Glut, die jedem Ding Den scharfen Umriß raubte; klar, fest, rein Und ruhig konturiert sich nun die reife Welt. Doch bald, ich weiß es, füllt der Herbst mit Farben aus, Mit brünstig satteren, als sie der Sommer sah, Die klare Zeichnung dieses ruhesamen Glücks. Es kommen tragisch Flammen rot und gelb. Und braun Kommt heldisch großes Pathos. Tiefste Leidenschaft Kommt in das ruheschöne Bild: In Purpur geht Medea Sonne, geht das Leben in die Nacht.