Ostara Ostara, die gute Göttin, Die aus hellen Augen lacht, Daß von ihrem jungen Lichte Alles Schlafende erwacht, Ostara, die frühlingsfrische Jungfrau Göttin, deren Mund Duftet wie die ersten Veilchen, Mildgewürzig, herbgesund, Ostara, die Ungestüme, Liebevolle, die die Welt Wie ein Bund von Maienrosen An die vollen Brüste hält, Ostara, die Magd und Fürstin, Königlich und bäuerlich –: Wie die Zeiten sich auch wandeln, Immer offenbart sie sich. Ihre Opferherde sanken, Als das Kreuz sich steil erhob, Aber jedes Frühjahr rauschen Wald und Busch ihr Dank und Lob. Die in Wäldern grün sich kränzten, Ach, die Deutschen wurden grau, Aber hell geht durch das Grüne Noch die frühlingslichte Frau, Wenn die Urständ sich erneuern, Wenn das Leben auferwacht, Denn noch immer gibt es Herzen, Die der Frühling gläubig macht, Gläubig zu den alten Göttern, Die der deutsche Wald gebar, Als er noch ein Reich von freien, Heiter kühnen Männern war, Die in Kampf und Liebe lachten, Fest aufs Eigene gestellt, Drob in Einfalt und in Treue, Bildner einer eignen Welt Voller Märchen und voll Taten, Rätselvoll und voller Licht. Diese Welt ist hingesunken, Aber ihre Schönheit nicht. Was ein Volk aus seinem Herzen Sich zum Bild schuf und zur Lust, Feiert immer wieder Urständ Selbst in schwacher Enkel Brust. Und so sei in diesen Tagen Voller Glanz uns Ostara, Die die Väter uns gedichtet, Huldreich voller Gnaden nah. Ostara, die Ungestüme, Liebevolle, die die Welt Wie ein Bund von Maienrosen An die vollen Brüste hält.