Heidelbeeren Als heut ich durch die Dresdner Haide fuhr, Stand meine Kindheit vor mir da: Ein Kind, Ein Bauernmädelchen im kurzen Rock, Das bunte Kopftuch über dem blonden Haar: Die »Guge«, die sich so hübsch an rote Backen schmiegt Und unterm Kinne zipfelig geschlungen ist. »Barbs« geht sie – barfuß: was für Wädelchen! Wie süß die zierlichen Zehen geschnitten sind (Ob auch ein wenig mit Staub gepudert) –, ach und sieh: Wie sich das Bäuchlein leise vorwärts wölbt (Grad nur, zu zeigen, daß es da ist), und Wie schelmhaft dieses Fräulein lächeln kann! Ein Fräulein von zwölf Jahren, ein Kind und doch Ein Frauchen: Allerliebst kokett bereits Und doch unschuldig, Duft noch ganz und Tau Des frischen Morgens. In den Händen hält Das Kindchen einen Korb, bis obenan Gefüllt mit Heidelbeeren. Und da seh ich nun, Warum die Lippen ihm ein bißchen »schnuddlich« sind: Gefärbt vom Blaurot unsrer Wäldlerin, Der drallen Blauen, die sich den Armen schenkt. Ja wohl, so wars: So sah meine Kindheit aus. Die Heidelbeere, nicht die Ananas, Seh ich als Sinnbild jener zagen Zeit. Die Heidelbeere, tief im Wald gesucht, Die wäßrig-säuerliche, die so süß doch war Dem unverwöhnt gesunden Kindesmund, Der damals schon beim Süße-Suchen sang: Heedelbeern, Heedelbeern, Such ich in der Haide. Heedelbeern, Heedelbeern Suchen macht mir Freide. Heedelbeern sin scheene, In den Kober kommt keene; Ich esse alle Heedelbeern, Heedelbeern alleene.