Unser Schloß Ich träumte mich in einen tiefen Wald ... Ich wanderte dem Lied der Vögel nach; Auf schmalen Wegen über Wurzeln weg Schritt ich und strauchelte doch nie; es war Im Gehn ein Schweben. – Eine Stimme sang Ganz leise in mir: Siehe, heute noch Bist du zu Hause ... Immer grüner ward Es rings um mich, und alles fiel von mir, Das mich bebürdet. Und der Welt Geräusch Verhallte hinter mir. Die Vögel selbst Verstummten. Nur das leise Wipfelwehn Umrauschte mich: dies süße Schlummerlied Der großen Stille, das die Träume ruft, Die samtenen Nachtfalter: braun und schwarz Mit goldenen Fühlern, die wie Palmen sind Aus seidenen Rispen, und mit blinden Augen, Die mehr erblicken, als jemals der Tag In seiner harten Grelle zeigt ... Da stand Ein kleines Schloß an einem Teich vor mir. Drei große schwarze Schwäne glitten sanft Auf seinem Spiegel, drauf der Abendschein Gelb lag gleich einem welken Rosenblatt. Das Schloß war ganz aus ametystnem Quarz, Violenblau, goldäderig, gebaut; Die Türen bronzen, grünlich-schwarz: als Schild Das Bild der Sonne drauf: Ihr Bild, die mich (Ich fühlt es nun) in diesen Zauber rief. –: Wo bist du? sagt ich leise vor mich hin. –: Lädst du mich ein in unser Glück, das wir, In unsrer Herzen Gleichklang wortelos Uns ganz verstehend, Tag für Tag Aufrecht im Glauben suchen: niemals ganz Verzagend, ob auch manches Mal Im Düster irrend: – hast du mir erbaut Dies Schloß aus hellem Gold und Veilchenblau? – Da taten sich die Bronzeflügel auf, Den Sonnenschild zerteilend, und Sie stand: Minerva mit dem Speere, im Geviert Des hohen Eingangs, aber lächelnd wie Die Liebesgöttin und die Mutter Gottes da: Und ihre Blicke überstrahlten mich Wie aller Menschenliebe Inbegriff.