Herbstvisite Ein Gespräch. –: Die ersten Trauben und Nüsse dabei –; Meine Thüre ist offen, komm herein, wer es sei: Will niemanden heut von der Schwelle weisen; Soll Trauben zerdrücken und Nüsse zerbeißen. » Das nenn ich höflich. Ich bin so frei.« –: Willkommen, Gevatter! und setz dich her! Anmutig scheinst du mir zwar nicht sehr, Doch hoff ich von deinen Knochenbacken, Sie werden mir helfen, die Nüsse zu knacken. Du siehst ja aus wie das ewige Gähnen. »Ich renommiere gern mit den Zähnen. Eine kleine Schwäche und Eitelkeit ... Doch à propos: Bist du so weit?« –: So weit? Wie weit? »Dich einzuhenkeln In meinen Arm ...« –: An dürren Schenkeln Mocht ich mir nie gerne meine reiben. Auch hab ich noch große Lust, hier zu bleiben Bei Trauben und Nüssen und sonst guten Sachen, Die mir das Leben vergnüglich machen, Zum Beispiel ... »Gestatte, daß ich verzichte; Ich kenne sie schon, die Schleckergerichte: Die Liebe, die Schönheit, die Kunst und so weiter. Eigentlich hielt ich dich für gescheiter. Das alles, du weißt es so gut wie ich, Ist bloß Zuckerglasur und äußerlich; Inwendig, der Kern: puh, bitter und böse. Gestatte, mein Freund, daß ich schnell dich erlöse.« –: Sehr liebenswürdig. Indes ... ich glaube ... Ach, sieh nur: Wie voll ist diese Traube! Und heb nur: Wie schwer! Und denke: Der Wein! Der Heurige wird recht trinkbar sein. »Kein Rausch ist wie der meine tief.« –: Ich wachte noch immer gern auf, wenn ich schlief. »Dann bin ich in dem Haus zu früh.« –: Nimm deine Sense, spar deine Müh. »War keine Mühe, war eine Visite.« –: Geh nicht im Aerger, Gevatter, bitte. Du siehst mir so verdrossen aus ... »Ich gehe nicht gerne leer aus dem Haus.« –: So nimm eine Handvoll Nußschalen mit, Denn dein ist die Schale. »Einst sind wir quitt.«