Johann von Besser Gedichte aus Neukirchs Anthologie [NIcht schäme dich / du saubere Melinde] 1. NIcht schäme dich / du saubere Melinde / Daß deine zarte reinligkeit Der feuchte mond verweist in eine binde / Und dir den bunten einfluß dräut. Der große belt hegt ebb' und flut / Was wunder /wenns der mensch der kleine thut. 2. Die röthligkeit bey deinen bunten sachen Hat niemahls deinen schooß versehrt. Wie muscheln sich durch purpur theurer machen / So macht dein schnecken-blut dich werth. Wer liebt ein dinten-meer wohl nicht / Weil man daraus corallen-zincken bricht? 3. Nur einmahl bringt das gantze jahr uns nelcken / Dein blumen-busch bringts monatlich / Dein rosen-strauch mag nicht verwelcken / Sein dorn /der hält bey dir nicht stich / Denn was die sanfften blätter macht / Das ist ein thau von der johannis-nacht. 4. Kanst du gleich nicht die lenden hurtig rühren / Lobt man dich doch im stille stehn / Der augenblau wird leichtlich sich verlieren / Denn wirst du seyn noch eins so schön. Man sammlet /spricht die gantze welt / Viel besser frucht /wenn starcke blüte fällt. 5. Laß mich darum doch keine fasten halten / Ein könig nimmt den schranck zwar ein / Doch muß er fort /wann sich die wasser spalten / Der geist muß ausgestossen seyn. Man geht /wie iedermann bekandt / Durchs rothe meer in das gelobte land.