286. Die Eierleger. Eine Bauersfrau von Jaxtheim, die nur wenige Hühner hatte, brachte dennoch immer eine große Menge Eier auf den Markt zu Krailsheim. Endlich schöpften ihre Nachbarinnen Verdacht, daß dies nicht mit rechten Dingen zugehe, und wandten sich an den Knecht der Frau, daß er ihr aufpassen möge. Hierzu verstand er sich um so williger, als es ihm schon aufgefallen war, daß die Bäuerin stets zweierlei Brod buck, halbweißes für sich allein und schwarzes für die übrigen Hausgenossen. Als sie nun wieder auf dem Markte war, suchte der Knecht die verschlossene Tischschublade zu öffnen, worin das halbweiße Brod lag, was ihm endlich auch gelang. Er schnitt nun ein tüchtiges Stück Brod ab und ließ es sich wohlschmecken. Kaum war er damit fertig, so erhob er ein Gegacker, wie ein Huhn, lief in den Hühnerstall, setzte sich auf das Nest und fing an Eier zu legen. Während er so da saß, hörte er seinen Herrn ihn rufen; weil er aber, wegen des fortdauernden Eierlegens, nicht vom Platz konnte, antwortete er demselben bittend, er möge doch zu ihm in den Hühnerstall kommen. Da kam der Bauer in den Stall, und der Knecht erzählte ihm, vom Nest aus, die ganze Geschichte, worauf jener, um sich selbst zu überzeugen, in die Stube ging und ein Stück von dem halbweißen Brod aß. Gleich nachher begann auch er zu gackern, lief in den Hühnerstall, setzte sich neben den Knecht, der schnell rückte, auf das Nest, und beide legten nun zwei große Haufen Eier. Jetzt war ihnen klar, woher die Frau, welche stets nur von dem verhexten Brod aß, ihre vielen Eier herbekam. Von derselben wollte aber, nachdem der Knecht die Sache ausgeplaudert, niemand mehr Eier kaufen, und die Jaxtheimer erhielten den Spitznamen Eierleger, welcher ihnen auch bis heute geblieben ist.