234. Versetzter Gränzstein. In einem Wald in der Gegend von Weingarten ging vordem ein Geist um und rief: »Meine Haue!« Als einst ein Bube, welcher mit einigen Gespielen in dem Wald war, diesen Ruf hörte, erwiederte er aus Scherz: »Warte, wenn ich wieder herkomme, will ich dir eine Haue mitbringen!« Sogleich stand das Gespenst vor ihm und sprach: »Nun mußt du eine Haue herbringen und mich erlösen, sonst lasse ich dir keine Ruhe mehr!« Der Knabe lief in den Ort und erzählte die Sache seinem Pfarrer, der ihn unterwies, wie er den Geist erlösen solle. Am folgenden Tage ging der Bube mit dem Pfarrer und vielen andern Leuten in den Wald, wo das Gespenst, welches seither nicht mehr von dem Knaben gewichen, dabei aber von ihm allein gesehen worden war, allen sichtbar dastand. Der Bube wollte ihm eine Reuthaue geben, allein es nahm sie nicht und wies auf einen Gränzstein mit den Worten: »Haue ihn heraus!« Der Knabe erwiederte: »Wer den Stein dahin gesetzt hat, soll ihn selbst heraushauen!« und reichte dem Geist die Haue. Mit zwei Hieben schlug nun derselbe den Stein aus der Erde, zeigte, wo dieser hingesetzt werden solle, und dankte für seine Erlösung. Auf einen Stecken, welchen der Bube ihm hinhielt, legte er seine Hand, wodurch die berührte Stelle im Augenblick verkohlte, und verschwand. Der Knabe lebte nachher nicht mehr lange.