Der Fürst mit dem wunderbaren Saitenspiele Der Fürst ging in den Garten Mit seinem Saitenspiel, Und aller Augen warten, Der schönen Blumen viel; Er ging vor sich spazieren Und sang bald dies, bald das, Und konnt' sie alle rühren, Die Augen wurden naß. »Das Nest ist ausgenommen. Der Adler mußte fliehn, So weit ist es gekommen, Und ich muß weiter ziehn.« Die Bäume ließen fallen Der süßen Früchte viel, Es mußte wohl gefallen Das edle Saitenspiel. »Kein Glück, das ewig währet, Kein Thau am Mittag liegt, Der Becher wird geleeret, Der hellste Ton verfliegt.« Rings sammeln sich so viele Der Vögel allgemach, Auf jedem Blätterstiele Saß einer, sang ihm nach. »Ihr Vögel könnt wohl spielen, Ihr habt kein Vaterland, Was würdet ihr nicht fühlen, Wenn euer Nest in Brand.« Ein Vogel kommt mit Springen Und springt ins Saitenspiel, Er sinkt hinein mit Singen, Wer das kann, hat noch viel. »Mein Vogel sitzt im Boden, Des regen Saitenspiels, Es hebet sich dein Odem Voll ähnlichen Gefühls.« Er singt durch's Saitengitter: »Ich ruhe wie im Nest, Hoch über ein Gewitter Durchzittert alle Äst'.« »Wo ist der Hirt der Heerde, Die Heerde irrt herum, Und jegliche Beschwerde Trüg' sie doch gern darum.« Die Heerde hört ihn singen, Der Glocken klingen viel, Doch all' zusammen klingen, Just wie das Saitenspiel. »O leichte Kunst Regieren, Zieht andre Saiten auf, Der Scepter muß sie führen, Blies er als Pfeife drauf.« Die jungen Lämmer tanzen Nach seinem Pfeifen gleich, So geht die Welt im Ganzen Und auch im größten Reich. Der Fürst ließ gern ihn singen, Den Vogel nimmt mit fort, Das Herz wollt ihm zerspringen, Ihn sah kein andrer dort. Dort strömen seine Klagen Gleich wie ein schneller Bach, Die raschen Wellen jagen Und ziehn das Grün sich nach. »Mein Sohn liegt krank darnieder Von dieser harten Flucht, Hab' ich mein Kind nur wieder, So hab' ich, was ich sucht.« Da klang das Echo wieder: »Wenn du mich hast besucht, Nichts schlüge dich mehr nieder, Die Krankheit schlag' in Flucht.« »Schlag' an die Schmerzenstöne, Was nur dein Herz beschwert, Das athmet all versöhnet Vom hohen Opferheerd; Recht wie ein Opfer flammet Zum Himmel für den Sohn, Dein Lied der Brust entstammet Und dringet leicht zum Thron.« »Das könnt ihr schönen Töne, So ruft der Wiederhall, Das kann auch mich versöhnen, Daß ich ein bloßer Schall!« Der Sohn kam da gegangen In seinem Krankenkleid, Das Fieber war vergangen, Er spielte neu in Freud. Die Fürstin kam ganz leise, Umfaßte beide mild, Der Wald sang eine Weise, Als wär's ein Wunderbild So muß es immer bleiben Hier sei ein Stillestand, Wer will die Zeit vertreiben, Die all dies Glück gesandt. Ein Bote kommt gegangen: »Dich höret unser Feind, Vom süßen Ton befangen Und gar kein Schwert erscheint.« Da ward im Volk ein Singen. Ein Rufen, lebet hoch, Daß alle Saiten klingen, Die Ohren klingen noch. Sie klingen nicht von Schwänen, Nein, wie die Äolsharf, Bald freudig bis zu Thränen, Wie es das Herz bedarf. Kein Sturm kann sie zersprengen, Ihr Ton ist nie zu schwach, Der Sturm weicht den Gesängen, Die tief im Ohre wach.