Variazionen Was nur reiche Geister ahnen Glaubst du dein, du winzig Ding? Deine Mittel sind gering Fort Profaner zu Profanen! Du Professor schöner Künste Lösest in der Pfeife Dünste Aller holden Dichter Gaben In gar wenige Buchstaben Schenk jezt deinen Unterthanen Was nur reiche Geister ahnen. Funken, die aus kaltem Stahle Springen bey dem Siegesmahle Lichter die nur fromme Augen Aus dem heilgen Geiste saugen, Feuer, das aus Blitzen ging Glaubst du dein du winzig Ding? Zünd dein Schwefelholz im Dunkeln Bey des Phosphors schwachem Funkeln, Kurzer Glanz, denn wie so ärmlich Brennt es nun und stinkt erbärmlich, – Und verbrannt ist nun das Ding. – Deine Mittel sind gering. Was in einem reinen Busen Für euch schlägt ihr heilgen Musen, Was in ewiger Gemeinde Sie verkünden ihrem Freunde Soll uns jetzt zusammen mahnen, Fort Profaner zu Profanen. Ob du schon gescheidt zu nennen, Deine Worte weist zu stellen Und wie Kirschenkern zu schnellen Daß sie, wo sie treffen, brennen Besser muß ich dich doch kennen, Denn ich ging auf gleichen Bahnen, Ernst bin ich wie du gewesen! – Solch ein witzig trotzig Wesen Ist der Wahrheit schmerzlich Zahnen, – Was nur reiche Geister ahnen. Sprich, was willst du von der Welt? Denk, sie lebt schon manches Jahr Sah, was groß und wunderbar Ob sie gleich dir nicht gefällt, Dennoch hat sie dich erhellt. Weil mit Pracht die Sonn aufging Ist dein Auge strahlend schön. – Kann doch nicht die Sonn ansehn! – Und das Licht, das dich umfing, Glaubst du dein du winzig Ding? Zier dich nicht in eigner Art! Lieber stell dich schön verschämt, Bis sich alles leicht bequemt, Statt zu scheinen klug und hart, Wirst gewiß bald weich und zart. Sieh den Apfel der da hing Kalt und hart und grün zugleich In den Händen ward er weich, Daß ich ihn zum Frühstück bring; Deine Mittel sind gering. Wie du wirfst ihn an die Erde Schmähst der Schönheit Preis und Gabe? Hexe, daß dich Satan labe An dem kleinen Zauberheerde Kommt er mit dem Fuß vom Pferde, Schwören sollst du seinen Fahnen Und als alternde Kokette Allen Knaben zum Gespötte Wird ein Bock zur Höll dich mahnen, Fort Profane zu Profanen. Wie? du weist, was Gott verborgen? Durchs Geheimniß des Geschicks Dringt die Klugheit deines Blicks Und du stehst in hellem Morgen, Wo wir alle dunkel sorgen Willst in deines Lebens Bahnen Willst zu deinen Stolzes Fahnen Mächtige Nazionen zwingen, Armer, du must selbst vollbringen Was nur reiche Geister ahnen. Als Prometheus Feuer stahl Aus des Himmels ewgem Glanz Träumt er sich zum Gotte ganz In der Menschen regen Zahl, Sah noch nicht des Feuers Qual. Als er an dem Felsen hing Selbstgeschmiedet an den Ring Sprach ein Menschlein ihm zum Spotte: Feuer das du stahlst dem Gotte Glaubst du's dein, du winzig Ding? Und der Alte starrte auf, Wollte stürzen, was er schuf, Doch vergebens war sein Ruf, Alles hatte ewgen Lauf Langsam hölt den Stein die Trauf Wer mit sich die Welt anfing Wer nicht in die Schule ging Wer sich gegen sie verschwor Muß ihr dienen als ein Thor, Seine Mittel sind gering. Frevle rasch zu deinem Ziele, Hast mich immer langeweilet Wo du grossen Ruhm ereilet Denn es war doch nur zum Spiele, Bahn zu sprengen dem Gefühle, Das da folgt den heilgen Fahnen, Unsrer Völker frommen Ahnen, Und in deinem höchsten Glanze Fallen die Blätter von deinem Kranze, Fort Profaner zu Profanen.