Bei Gelegenheiten Lehrbrief des Schicksals Wie so gerne fließt ihr Thränen, Fühlt zur Freiheit himmlisch Sehnen, Gott aus Wasser schuf die Erde, Daß zu Wasser alles werde, Alles sinket drin in Schimmer, Goldne Schlösser scheinen Trümmer. Schatten streichen durch die Hallen, Wo die Lichter sonst einfallen, Viel Geschlechter ruhen stille, Also ruhet auch mein Wille, Was ich suchte, ist vergessen, All mein Hoffen war vermessen. Was geboren ist verloren, Was verloren ist erkoren Dem stets neuenden Geschicke, Und wo irren unsre Blicke! – Ach wir liebten, die verstorben, Eine Vorzeit unverdorben. Wehe, wen die Zeit geboren, Seine Zeit geht ihm verloren! Wehe, wer nicht bessre kannte, Und sein Lebenslicht verbrannte! Wehe, wer die bessre kannte, Der vom Paradies Verbannte. Nun er aus die Arme breitet, Nach dem Bild noch sehnlich schreitet, Stehet er in Wolkenleere, Niedersenket ihn die Schwere; Was geschieht, wer kann's verstehen, Wer kann durch den Panzer sehen. Schicksal in dem Eisenkleide, Winkst du mir zu neuem Leide? Welchen Brief willst du mir geben? Kann ich auch das Siegel heben? Starre nicht mein Aug' gebrochen, Ja der Brief ist nun erbrochen. Bin ich nicht im Traum gewesen, Und wer kann im Traume lesen, Ihn behalten ist ein Wunder, Funken schlägt er in den Zunder; Flamme ist der Sonnenatmosphäre Durchbruch in die ird'sche Leere. Ohne Ausflucht, ohne Hoffen Lag im Traum der Lehrbrief offen, Schwarz auf weiß, es stand darinnen: »Wenn in Andacht Thränen rinnen, Thränen in die Arbeit rinnen, Mag sie wohl den Preis gewinnen.« »Schweiß vom Angesicht der Treuen Wird die dürre Erd' erneuen, Schöner als der Thau in Blüthen Frischet er die Schwerbemühten, Und dies schmerzliche Gebären Läßt die Liebe nicht verjähren.« »Nicht zu Wasser wird die Erde, Daß sie ganz zu Feuer werde, Opfert sie sich zum Kometen, Wird mit Drohn die Ferne röthen, Kreutzend durch des Nordlichts Strahlen, Hoch erhöhet unter Qualen.«