Aus der Zeit, wo die Schäfereyen überhand nahmen Mündlich. Mein Freund! Ein guter Freund, Der hier verspätet weint, Erbittet sich zur Gnad Hier eine Ruhestadt, Weil er von diesem Ort Nicht mehr kann reisen fort. Wer seyd ihr? Ich bin ein treuer Hirt, Aus Liebe und Begierd, Seht an mein Hirtenstab, Den ich in Händen hab, Damit weid ich die Heerd Wies mich der Vater lehrt. Wen sucht ihr? Ich such aus treuem Sinn Die edle Schäferin, Die sich von meiner Heerd, So schnöd hinweggekehrt, Und sich in dieser Stadt Gewiß verloren hat. Nachtwächter. Wenn ihr ein Schäfer seyd, so gehört ihr zu eurer Heerd, wie bald ists geschehen, daß ein Wolf kommt und zertrennt die ganze Heerd. Wenn schon die ganze Heerd Von ihm zertrennet wär, So war es nicht so viel, Als wenn ich ohne Ziel Sollt ohne Schäfrin seyn, Und nunmehr ganz allein. Ihr werdet schon eine andre finden, Was braucht ihr der so nachzulaufen? Ist sie so gewaltig schön? Sie ist vortreflich schön Wie eine Götterin, Ihr Auge ist wie Feur, Das macht sie mir so theur, Die liebliche Gestalt Ist wie man Venus mahlt. Nachtwächter. Von Venus mag ich gar nichts wissen, Korporal heraus und Bursche ins Gewehr und führt den Kerl ans Licht. Gewalt geht stets vor Recht, Mein Treu bezahlt man schlecht, Ich such die ganze Nacht, Man führt mich auf die Wacht, Adje man führt mich hin O edle Schäferin. Nachtwächter. Licht her, Kerl was winkt er mir? – Ach ihre Majestät! Sie sind es! – Gnade, machen sie einen treuen alten Diener nicht unglücklich! Ihr sollt mirs nicht ansehn, Ihr könnt mirs nicht ansehn, Ein Schäfer will ich seyn, Ein Schäfer ganz allein, Ihr seyd einfältge Schaf, Und ich erlaß die Straf.