Ich stand an einem Morgen (2) Gassenhauer geistlich, von Knaust. S. 28. Ich stand an einem Morgen Heimlich an einem Ort, Da hielt ich mich verborgen, Ich hört klägliche Wort, Von einem frommen Christen fein, Er sprach zu Gott seinem Herrn: Muß denn gelitten seyn? Herr Gott ich hab vernommen, Du willt mich lassen schier, In viel Anfechtung kommen, Thut nicht gefallen mir. Merk männlich auf, was ich dir sag, Thu dich nicht hart beklagen, Ein Christ muß haben Plag. Der fromm Christ weinet sehre, Sein Herz war unmuthsvoll. So gieb mir Weis und Lehre, Wie ich mich halten soll, Der Glaub ist schwach und kalt in mir, Mein Fleisch will mich verführen, Daß ich soll weichen von dir. Gott sprach, lachend zu muthe, Dein Willen ich wohl spür, Du wollst wohl han das gute, Wenns dir nicht würde saur, Wer aber will mit mir han Theil, Muß alles fahren lassen, Viel Glück ist ihm nicht feil. Der fromme Christ schrie Morde, Mord über alles Leid, Mich schrecken deine Worte, Herr Gott mach mich bereit, Ich wollt doch alles tragen gern, Die Weltlust gerne hassen, Sie lassen von mir fern. Gott sprach: ich thu dich züchten, Hab nur ein guten Muth, Und thu mich allzeit fürchten, Erkauft bist mit mein'm Blut; Daran gedenk mit ganzem Fleiß, All die ich fast thu lieben, Straf ich, das ist mein Weis. Da kehrt Gott ihm den Rücken, Er redt zu ihm nicht mehr, Der arm Christ thät sich schmücken In einem Winkel leer; Er weint aus der massen viel: »Dem Herrn im Creutz aushalten, Das ist kein Kinderspiel.«