14. Traum der fliehenden Minuten, Wie auf Fluten Mondenschimmer wechselnd bebt, Wie auf grünen Sommermatten Licht und Schatten Flüchtig durch einander schwebt – Also stürzt des Lebens Welle, Nacht und Helle Wechselnd sich ins eigne Grab, Und das Liebste, was wir hatten, Flieht als Schatten Mit zur Schattenwelt hinab. Stolzer Mensch, was ist dein Eigen? Wie ein Reigen Lieblich, aber kurz verklingt, So verklingt der Jugend Schöne, Deren Töne Nur die Wehmutsglocke ringt. Was ist Liebe? Süßes Sehnen, Banges Wähnen, Recht des eitlen Traumes Traum. Die unsterblichen Gewalten Willst du halten, Und du hältst dich selber kaum. Was ist Schwur und feste Treue? Wolkenbläue Wechselt nicht wie Menschenwort; Und du nimmst, was auf dem Sande Steht, zum Pfande? Doch wie Sand so fließt es fort. Das Unendliche ergründen Willst du, finden, Was die Weltenräder treibt? Weise hab' ich viel vernommen, Doch beklommen Lernt' ich, daß es Rätsel bleibt. Deine Kunst, dein eitles Wissen Teufelskissen Ist es leerer Eitelkeit; Dennoch weckst du Dunst aus Dünsten, Mit Gespinsten Webst du golden dir dein Leid. Auf! aus Nacht der Eitelkeiten In die weiten Welten, leuchtend über dir! Aus des Lebens reinen Quellen Trinke hellen Himmelsgeist und Wonne dir! Trinke heitern Geist der Wahrheit! Und in Klarheit Wird die Täuschung vor dir stehn; Weinen wirst du bittre Tränen, Doch dein Sehnen Wird durch alle Himmel gehn. Und von Gottes goldnen Kerzen Zünd' im Herzen Sich die Flamme keusch und rein, Die unsterblich Leben fodert, Aufwärts lodert Durch der Erde Nebelschein. Auf! mit stolzem Angesichte Zu dem Lichte! Zu dem Lichte alles Lichts, Wo die tausend Sonnen brennen! Lern' erkennen: Gott ist alles, du bist nichts. Und vom finstern Erdenstaube Schwingt der Glaube Rettend deine Seele auf, Erde sinkt und Erdgewimmel, Und der Himmel Tut sich der erlösten auf.