16. Morgengebet Die Nacht ist nun vergangen, Der Morgen steht so herrlich da, Und alle Blumen prangen Und alle Bäume fern und nach; Auf Feldern und auf Wiesen, In Wald und Berg und Tal Wird Gottes Lust gepriesen Von Stimmen ohne Zahl. Die frommen Nachtigallen, Sie klingen hellen Freudenklang, Die Lerchen, höchst vor allen, Zum Himmel tragen sie Gesang, Der Kuckuck auf den Zweigen Und auch das Zeisiglein, Sie wollen sich dankbar zeigen, 's will keiner hinten sein. Und ich? ich sollte schweigen, Ich, Gottes reiches Ebenbild? Durch das mit Liebesneigen Der Feuerstrom der Gottheit quillt, Dem er die Sternenlichter Zur Brüderschar geweiht Und Engelangesichter Verklärt in Herrlichkeit? Das Wild im grünen Walde, Der Vogel auf dem grünen Baum, Sie priesen alsobalde Den Vater überm Sternenraum? Es sumsete die Imme, Das Würmchen seine Lust, Und ich hätt' keine Stimme Des Lobes in der Brust? Nein, Vater aller Güte, Du meiner Seele Freudenlicht, Wie gern will mein Gemüte! Doch meine Worte können nicht. Wer mag dich würdig preisen, Durch den die Welten sind, Vor dem die tiefsten Weisen Kaum lallen wie ein Kind! O Herr, laß mich auch heute In deiner Liebe wandeln treu, Daß ich der Sünden Beute, Der Eitelkeiten Spiel nicht sei, Laß mich nach deinem Bilde Den Weg der Tugend gehn, So wird der Tag mir milde, So kommt die Nacht mir schön.