2. Und wieder sah ich Opferdüfte wallen, Den Weihrauch hoch gen Himmel zieh'n In duft'gen Wolken. – Es naht ein Zug – Vermummte Gestalten – Teufelsfratzen grinsen mich an – – »Gott der Liebe, Gott der Liebe! Te deum laudamus! – « – Und einen Scheiterhaufen sah ich hoch gerichtet, Ein Kreuz darauf – Und Flammen sah ich gierig lecken Von unten hoch, Und oben an dem Kreuze stand Eine weiße Gestalt, Und in das Gewand, Da hatten sie eingewirkt Rothe Zeichen – Es war ein Weib, An dem weißen Kleide Troff es wie Blut – Das waren blutige Male Der Taufe – Ihr tauft mit Blut, Ihr treuen Jünger eures Herrn? – »Te deum laudamus.« Wie schön das Weib ist, Wie ihrer Glieder duft'ge Weichheit Hervordrängt aus den festen Stricken, Mit denen sie an's Kreuz geschnürt. Die dunklen Augen blicken Zum reinen, wolkenlosen Himmel, Und Gottes gnädige Sonne Ihr in dem weichen Gelock, Das auf die weißen Schultern niederwallt, Goldene Strahlen spinnt. – Die Flammen prasseln Und züngeln roth sich höher – Da bohrt sich ihr Blick Mir in das Herz, Thränenlos – seelenlos – Dunkel wie Nacht – Als ob sie nicht empfände. – »Gott der Liebe, Gott der Liebe! Te deum laudamus! « – Der weite Platz ist dicht gedrängt Vom Volk, das liebt ja Schaugepränge – Was bist du Mensch für ein Gewürm, Daß du die reinste Gabe, Die dir je geboten, Besudelst. Gibt man dir den Himmel, Gibt man dir das Glück – Du zerrst es nieder In deiner Laster Unverstand; So wie ein Thier, das nichts genießt, Was nicht mit eig'nem Safte erst zersetzt. – – »Gott der Liebe, Gott der Liebe! Te deum laudamus! « Und lauter wird der heilige Gesang Und dichter wirbelten die Weihrauchwolken Und höher rannte die Flamme Blutroth – Ein letzter Blick – Opfersang – Weihrauchduft – »Gott der Liebe, Gott der Liebe! Te deum laudamus!« –