Die Todtenuhr Bei winternächt'ger Stille Im lampenhellen Zimmer Lag ich in tiefen Träumen Auf grünem Pfühl – wie immer! Dazwischen pochte nur So geisterhaft die Todtenuhr. Und vor mir stand bezaubernd Aus alter Zeit die Schöne; Die stummen Augen sprachen Wie sel'ge Liebestöne ... Dann hört' ich wieder nur So geisterhaft die Todtenuhr. Es kam des Freundes Schatten Mit todesbleichem Munde; Er zeigte traurig lächelnd Mir seines Herzens Wunde ... Und wieder hört' ich nur So geisterhaft die Todtenuhr. Viel and're noch. Als letzte Blutlose Schatten nahten Mit duftlos welken Kränzen Die Sorgen, Wünsche, Thaten ... Eintönig pochte nur So geisterhaft die Todtenuhr. Und allen gab mein Träumen Ein flüchtig schönes Leben, Und alles sah ich wieder In Grabesnacht verschweben ... Denn immer pochte nur So geisterhaft die Todtenuhr. Indessen um mich langsam Hinstarb der Lampe Schimmer, Da winkte mir im Traume Der Sterne Glanzgeflimmer ... Doch stärker pochte nur So geisterhaft die Todtenuhr. Nacht war's. Ich sah die Erde In weiter blauer Ferne Als goldnes Sternchen schweben Im Reigentanz der Sterne ... Und leiser pochte nur So geisterhaft die Todtenuhr. Wie eine Rose deuchte Die Erde mir zu blühen, Wie eine kleine Leuchte Sah ich sie stumm verglühen ... Da schwieg – täuscht' ich mich nur? – So geisterhaft die Todtenuhr. Wie mich die Geisterstille Der Winternacht erweckte! Wie mich die Todesruhe Im Dunkel rings erschreckte! ... O warum schwiegst du nur So geisterhaft, o Todtenuhr? Ach Würmchen, nun belohnet, Sagt' ich mir unter Thränen, Wohl eines Weibchens Liebe Dein liebewerbend' Sehnen ... Ich bin so einsam nur – O poche wieder, Todtenuhr, O poche, poche, Todtenuhr!