Kaiser Nero Sahst du das prachtvoll düstere Nerobild, Das Meister Kaulbach's flüchtige Hand entwarf? Sein Zauberreiz bleibt unauslöschlich Winkend mir tief in das Herz gegraben. Hoch oben steht machtstrahlend der Caesar da Im lässig weichumhüllenden Prunkgewand, Indessen hält die ausgeklung'ne Leier ein knieender, schöner Knabe. Hoch als Apollon ragt er, im Lorbeer stolz; Von links drängt an vollbusiger Weiber Schaar, Mänadisch schön, mit liebestrunk'nen Augen, in üppiger Leibesnacktheit. Links aber nah'n mit grinsenden Sclavenblick Sich Männer, feig und seelenverderbt, ob nun Die weite Toga, ob der Panzer Schmücke die immer noch stolzen Glieder. So schlängeln glückwunschbringend sie sich zum Herrn, Der eben aussang – Aber betrachte jetzt Den Kaiser selbst: Was sieht sein Auge? Welche Tragödie sich zu Füßen? Ein Christenhäuflein! Petrus am Marterpfahl! Den nackten Säugling hier und die Mutter dort! Jünglinge, trotzig schön in Demuth, Hoffend wie Paulus und schweigsam duldend ... O schnöder Zeitgeist, welcher gefangen hält In dumpfem Bann ach alle Gemüther – ha, Wie Kaiser Nero möcht' ich heute Sitzen und richten vom goldenen Thronstuhl. Sie alle rief' ich, riefe bei Namen sie, Die frecher Selbstsucht fröhnen, und die sogar Der blinden Armuth dünnen Mantel Nächtens zu rauben sich nicht entblöden. Viel and're, mehr noch! Donnernd, ein Nero-Zeus, Würf' ich des Urtheils zürnenden Racheblitz – Und als Apollon-Nero säng' ich Einen gewaltigen Schicksalshymnus. Ha, wär' ich Nero ... Träumergemüth, und dann? Sanft, blumenfromm blüht immer ein deutsches Herz: In Wort und Bild nur läßt es kühn die Rachegedanken des Zorns verbrausen.