Sie vergleicht ihren Jesum einer Nachtigall 1 Nachtigall, wenn dein Gesang Mit so angenehmem Klang Durch den Wald erschallet, So gedenk ich ans Getön, Das aus Jesu Mund so schön Mir zu Trost erhallet. 2 Ich gedenke, wie er sich So verliebt und inniglich Auf das Kreuz geschwungen Und mir sieben Liedelein In der größten Hitz und Pein Lieblich hat gesungen. 3 Erstlich sang er, daß mir Gott Sollte seine Pein und Tod Ewiglich verzeihen Und, weil ich aus Unverstand Ihm dies Leiden zugewandt, Mir Genad verleihen. 4 Drauf fing er ganz lieblich an: Heute werd ich dir die Bahn Voller Rosen streuen. Heut wirst du im Paradeis Gott und mir zu ewgem Preis Dich mit mir erfreuen. 5 Drittens sang er: daß die Brust Seiner Mutter mir die Kost Sollt als Sohne geben. Und ich sollt auch als ein Sohn Diesem, seiner Weisheit Thron, Stets gehorsam leben. 6 Drauf schrie er sehr klägelich: Gott, mein Gott, wie läßt du mich So verlassen leiden. Daß mir sollte kundbar sein, Wie er alle diese Pein Litt ohn Trost und Freuden. 7 Weiter sang er tröstlich fort Und ließ mich das goldne Wort, Daß ihn dürste, hören. Daß ihn dürstete nach mir Vor so inniger Begier, Wollt er mich da lehren. 8 Dann sang er: es ist vollbracht, Satan ist mit seiner Macht Endlich überwunden. Deine Schulden, meine Braut, Sind bezahlt mit meiner Haut, Du bist losgebunden. 9 Drauf gab er matt und verwundt Seinen Geist mit süßem Mund In des Vaters Hände, Daß auch ich so sollte tun (Wenn ich selig wollte ruhn) An dem letzten Ende. 10 Dieses hat mit wertem Schall Meine liebste Nachtigall, Jesus, mir gesungen. Und aus diesem seinem Lied Ist mir Trost, Freud, Ruh und Fried Ewiglich entsprungen. 11 Drum erfreuet mich es bald, Wenn ich höre durch den Wald, Nachtigall, dich singen. Sing, du schöne Sängerin, Denn du machst mir Herz und Sinn In dem Herrn aufspringen.