11. Der selige Weise Wie selig ist der Mensch, der alle seine Zeit Mit anders nichts verbringt als mit der Ewigkeit! Der, jung und alt, allein betrachtet und beschaut Der Weisheit Schloß, das Gott, sein Vater, hat gebaut. Der sich auf seinen Stab, das ewge Wort, aufstützt Und nicht wie mancher Tor im fremden Sande sitzt; Der nicht nach Haus und Hof, nach Gold und Silber sieht, Noch seines Lebens Zeit zu zählen sich bemüht. Ihn wird das blinde Glück nicht hin und her vexiern, Noch etwa eitler Durst zu fremden Wassern führn. Er weiß von keinem Zwang, er liebt nicht Krämerei, Er trachtet nicht darnach, daß er gesehen sei. Er ist der Welt ein Kind, die allernächste Stadt Ist ihm so viel bekannt, als die der Tagus hat. Er schaut nur über sich, so frei er immer kann, Sein rechtes Vaterland, den lieben Himmel, an. Sein Alter rechnet er nicht nach der Jahre Zahl, In Gott vollkommen sein, das heißt er alt zumal. Die Sonne leuchtet ihm in seinen Acker ein Und, wenns gleich Abend wird, so bleibt ihm doch ihr Schein. Er sieht des Lebens Baum im Geist begierlich an Und geht mit allem Fleiß zu ihm die nächste Bahn. Er kümmert sich um nichts; was neben ihm geschieht, Ist ihm so fremd und klar, als was ein Blinder sieht. Doch ist er stark und frisch, er scheuet keinen Feind, Wenn gleich Welt, Teufel, Fleisch und mehr beisammen seind. Ein andrer laufe hin, zerstreu sich mit der Welt, Dies ist das Leben und die Bahn, so mir gefällt.