Sie beklagt Jesum, da er sein Kreuz trägt 1 Kommt heraus, all ihr Jungfrauen, Euren König anzuschauen! Schauet ihn in seiner Krone, Die er trägt mit großem Hohne Für eure Sünd und Missetat. 2 Schauet, wie er wird geführet, Wie er ist herausstaffieret! Schaut sein Elend und sein Leiden In dem Tage seiner Freuden, In seiner Seelen Hochzeitsfest! 3 Schaut sein Antlitz voller Wunden, Voller Beulen, voller Schrunden! Schauet, wie die Locken hangen Ohne Zierat, ohne Prangen, Mit Kot vermenget und mit Blut! 4 Schauet, wie sein Hals zerrissen Und mit Geißeln ist zerschmissen! Schaut die Ketten und die Bande, Die er trägt zum Unterpfande, Betrachtet seinen Purpurrock! 5 Schauet, wie er geht gebücket, Wie das Kreuz ihn niederdrücket! Schauet, wie er ist verstellet, Wie er auf die Erden fället Vor übergroßer Mattigkeit! 6 O des Armen und Betrübten! O des Treuen und Verliebten! Ist auch wohl ein Mensch zu finden, Dem nicht alle Kräfte schwinden, Wenn er Gott selbst so leiden sieht? 7 Denkt ihr Töchter und ihr Bräute, Was euch dieser Gang bedeute. Denkt, wo er euch soll erhöhen, Daß ihr müßt mit ihme gehen Und seine Kreuzgenossen sein. 8 Niemand kommt zur ewgen Freuden Ohne Christi Kreuz und Leiden. Wer nicht hilft sein Kreuze tragen, Darf nicht nach der Hochzeit fragen Und des durchlauchten Lammes Kuß. 9 Nimm, o Jesu, deine Schmerzen Nimmermehr aus meinem Herzen. Laß mich würdig sein befunden, Daß ich trage deine Wunden Und deine Kron, mein Bräutigam. 10 Daß man mich dein Bildnis nenne Und bei deinen Leiden kenne, Daß man an dem Hochzeitstage Allenthalben sing und sage, Daß ich dir treu gewesen bin.